"Kann ich mich da guten Gewissens auf das Evangelium berufen?"

Bischof Meier: Gott geht die synodalen Wege mit

Veröffentlicht am 14.08.2023 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Ried ‐ In den respektlosen Reaktionen auf den Synodalen Weg sieht der Augsburger Bischof Bertram Meier eine "Wagenburgmentalität" – und die Grenze zur Ideologie überschritten. In der Angst sieht er ein Zeichen von mangelndem Gottvertrauen.

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat die apodiktische Ablehnung des Synodalen Wegs kritisiert. Das Sonntagsevangelium erinnere ihn an die "Verunsicherung so vieler Menschen in der Kirche, die in den Beratungen und Beschlüssen des Synodalen Weges schon die Abkehr vom Glauben erkennen wollen, die Meinungsverschiedenheiten nicht aushalten und von Spaltung sprechen, ohne sich um einen Konsens oder auch einen tragfähigen Kompromiss zu bemühen", sagte Meier laut Predigtmanuskript am Sonntag. "Wenn ich aber schon gleich aufgebe, wenn ich das Gespräch für unnütz und sinnlos erkläre, kann ich mich da guten Gewissens auf das Evangelium berufen?"

In den "meist apodiktisch und wenig respektvoll" geäußerten Reaktionen erkenne er eine Flucht vor der Realität in eine "Wagenburgmentalität", die einen Gegensatz zwischen Katholiken festschreiben wolle. "Ein solcher Gegensatz hat mit dem Evangelium nichts mehr zu tun. Hier ist die Grenze zur Ideologie, zu erstarrten, leblos gewordenen Lehrsätzen schon überschritten", kritisierte der Bischof.

Hierarchie und Synodalität miteinander verbinden

Papst Franziskus habe den weltweiten synodalen Prozess angestoßen, weil er erkannt habe, dass "in manchen Teilen der Welt die Strukturen angefangen hatten, ein Eigenleben zu führen" und viele Kirchenvertreter nicht mehr auf die Rufe der Bedürftigen gehört hätten. Der Pontifex erinnere die Weltkirche immer wieder an die Zeit der Kirchenväter, "als die Strukturen noch flexibel genug waren, um Hierarchie und Synodalität miteinander zu verbinden", erklärte Meier. "Zurück zu den Quellen – ad fontes – das ist immer wieder notwendig, erst recht in einer so lauten und vielstimmigen, einer so schnelllebigen Zeit wie der unsrigen."

Angst sei dabei nicht nur ein schlechter Ratgeber, sondern auch ein Zeichen von mangelndem Gottvertrauen. "Vertrauen wir auch heute inmitten von Kontroversen und Ungeduld, von Beharrenwollen und Aufbruchsstimmung, dass Gott alle Wege mitgeht (A. Delp) – auch die synodalen! – und dass seiner Hand nichts entgleitet", so der Bischof. (cbr)