Was dem Frieden dient – interreligiöse Begegnung im Krankenhaus
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Begegnung Jesu mit der kanaanäischen Frau, die seinem Glauben nicht angehört und von ihm die Heilung ihrer Tochter wünscht, löst sich nach einigem emotionalen Hin und Her so auf, dass Jesus zu ihr sagt: "Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst."
Es war an einem ganz normalen Vormittag in der Klinik, in der ich als Geistlicher und Seelsorger arbeite, wo ich verdutzt wahrnahm, dass sich im Vorraum der Klinikkapelle ein junger Mann dazu vorbereitete, sein islamisches Gebet auf einem kleinen Teppich zu verrichten. Ich sprach ihn an und erwähnte, dass dies eine christliche Kirche sei. Er antwortete freundlich und mich gleich für sich positiv einnehmend, dass er das wisse, er aber keinen anderen Raum der Andacht finden könne.
Freundlich erzählte ich ihm von einem islamischen Gebetsraum im sechsten Stock und beschrieb ihm den Weg dorthin. Gleichzeitig war mein Interesse nun aber auch geweckt, wo sich denn Mekka befinde, wohin sich Muslime bei ihrem Gebet hin ausrichten. Freundlich zeigte er mir anhand einer App in seinem Smartphone, wo Mekka sich befände und ich war sichtlich erfreut darüber, dass auch unser Altar und unser Altarbild sich in der gleichen Richtung befanden.
Wir verabschiedeten uns und ich erlebte wieder einmal einen interreligiösen Kontakt zu jemandem eines anderen Glaubens in einer Klinik, wo sich Menschen aller Herkünfte, Weltanschauungen und Religionen treffen.
Allen gemeinsam ist die Sorge um ihre Gesundheit und der Wunsch, die Krankheit, die sie oder ihre Angehörigen ergriffen hat, überwinden zu können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass in dieser Zeit der vielfältigen Veränderungen, Krisen und Wandlungen das Miteinander von Menschen guten Willens und eines gläubigen Suchens die Probleme unserer Welt mit lösen können. In unserer Gesellschaft leben verschiedenste soziale Schichten und Mitglieder unterschiedlicher Religionen meist nebeneinander. In einem Krankenhaus bündeln und vermischen sie sich. Aus einem Nebeneinander kann durch offene und freundliche Begegnungen auch ein Miteinander werden.
Vielleicht arbeitet die freundliche Begegnung zwischen mir, dem katholischen Geistlichen, und dem jungen Muslim auch in ihm positiv weiter. Irgendwie spüre ich es. "Das Gemeinsame suchen, das dem Frieden dient", so nennt es Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Fratelli tutti".
Aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 15,21–28)
In jener Zeit zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her!
Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch sie kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.