Kirchenrechtler Pulte: Sternberg-Vorstoß zu "viri probati" absurd
Der Mainzer Kirchenrechtler Matthias Pulte hält den Vorschlag des früheren Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wonach deutsche Bischöfe ohne Zustimmung aus Rom verheirate Männer zu Priestern weihen sollten, für "absurd und letztlich kontraproduktiv". "Im Ergebnis bringt der Vorstoß von Herrn Sternberg für alle Beteiligten nichts als Verdruss und Schaden", schreibt Pulte in einer Stellungnahme, die katholisch.de vorliegt. Es sei dem dahinterliegenden, "sicherlich berechtigten" Anliegen, das Pulte laut eigenen Angaben unterstützt, deshalb schädlich, "weil sich durch eigenmächtige Rechtsverstöße die Fronten eher verhärten als erweichen". Das müsste Sternberg "als erfahrener Politiker und Kirchenfunktionär" eigentlich wissen, so der Kirchenrechtler.
Pulte führt aus, dass ein Ortsbischof nicht die Vollmacht habe, von der Zölibatsverpflichtung für Priester zu dispensieren. Dies könne im Einzelfall nur der Vatikan tun. Der Ortsordinarius habe gemäß Canon 1047, Paragraf 1, Nr. 3 ausdrücklich auch nicht die Vollmacht, vom Weihehindernis der Ehe zu dispensieren. Bischöfe, die verheiratete Diakone unrechtmäßig zu Priestern weihten, würden daher eine verbotene Sakramentenspendung vornehmen und sich damit eine Strafe im Rahmen von can. 1336 §§ 2-4 zuziehen können, wenn ein entsprechendes Strafverfahren oder Strafdekretverfahren durchgeführt werde. Ihnen könnte dann als Sühnestrafen unter anderem verboten werden, Akte der Leitungs- und Weihegewalt zu setzen. Für den Weiheempfänger bedeute dies ebenfalls die Gefahr eines Strafverfahrens, weil er unrechtmäßig eine priesterliche Aufgabe ausüben würde. Daraus folge die Belegung mit einer "gerechten Strafe", eine Exkommunikation nach can. 1331 sei in diesem Zusammenhang nicht ausgeschlossen.
Sternberg hatte am Dienstag in einem Interview die Frage aufgeworfen, warum ein paar Bischöfe nicht einfach gute, theologisch bestens ausgebildete verheiratete Diakone zu Priestern weihen. "Wenn sie das täten, was würde denn passieren? Welche Sanktionsmöglichkeiten hätte Rom dann?“, so Sternberg. Anlass für seinen Vorstoß ist der Wunsch des Erzbischofs von Brisbane, Mark Coleridge, verheiratete Männer aus den Reihen der australischen Ureinwohner zu Priestern weihen zu dürfen, weil den Aborigines der Pflichtzölibat kulturell völlig fremd sei. (mal)