Gehorsam verweigert: Bischof sieht Nonnen im Klosterstreit im Schisma
Der Streit um das Karmelitinnenkloster in Arlington (Texas) spitzt sich zu: Nachdem die Nonnen dem Bischof von Fort Worth, Michael Olson, den Gehorsam verweigert haben, sieht dieser die Schwestern im Schisma. Der Bischof reagierte auf eine Stellungnahme, die die Schwestern am Freitag auf ihrer Webseite veröffentlicht haben, und in der sie erklärten, die Autorität des Bischofs und seiner Mitarbeiter nicht mehr anzuerkennen und ihm Hausverbot im Kloster erteilten. "Unser kindliches Vertrauen wurde durch das persönliche und öffentliche Verhalten eines Mannes missbraucht, der sich in der Verfolgung seiner unbestimmten persönlichen Ziele nicht scheut, Nonnen anzuschreien oder sie privat und öffentlich zu demütigen, wenn sie gegen die Missachtung ihrer Rechte protestieren, der nicht zögert, ihre heilige Klausur durch seine Mitarbeiter zu verletzen, und dessen Handlungen in Bezug auf persönliches Eigentum und Privatsphäre mehr als ernsthaft fragwürdig sind", heißt es in der nicht namentlich gezeichneten Erklärung der Schwestern.
Die Nonnen kündigten außerdem an, die Liturgie künftig im vorkonziliaren karmelitischen Ritus zu feiern. Zugleich betonten sie aber, der Lehre der katholischen Kirche "absolut treu" zu bleiben, und dass in der Liturgie weiterhin für den Papst und den Diözesanbischof gebetet werde. Die Verweigerung des Gehorsams sei kein Bruch mit der Gemeinschaft der Kirche: "Wir stellen lediglich fest, dass der Missbrauch, dem wir ausgesetzt sind, so schwerwiegend ungerecht ist und die Berufung, die wir vor dem allmächtigen Gott gelobt haben, in unerträglicher Weise zerstört, dass wir diesen Missbrauch im Gewissen nicht mittragen können."
Unterstützung durch Erzbischof Viganò
Olson zeigte sich in seiner auf der Webseite der Diözese veröffentlichten Erklärung enttäuscht: "Das hat mich als Freund und als Bischof verletzt, weil es eine tiefe Wunde in unsere Einheit als Diözese Fort Worth gerissen hat." Die Oberin, Mutter Teresa Agnes Gerlach, habe sich seiner Ansicht nach durch ihr von ihm als schismatisch bezeichnetes Handeln die Exkommunikation als Tatstrafe zugezogen. Je nach Mitschuld könnten auch die anderen Schwestern des Klosters durch ihre Taten exkommuniziert sein. Olson, der vom Ordensdikasterium zum "Päpstlichen Beauftragten" mit allen Vollmachten über das Kloster ernannt wurde, ordnete an, dass das Kloster für die Öffentlichkeit weiter geschlossen sei, "bis der Arlingtoner Karmel sich öffentlich von diesen skandalösen und schismatischen Handlungen von Mutter Teresa Agnes distanziert".
Zusammen mit der Erklärung der Klostergemeinschaft veröffentlichten die Nonnen einen Unterstützerbrief von Erzbischof Carlo Maria Viganò, dem ehemaligen Nuntius für die USA. Der Erzbischof ist ein scharfer Kritiker von Papst Franziskus, spätestens im Lauf der Corona-Pandemie radikalisierte er sich zusehends. Viganò sieht in seinem Brief "ideologische Raserei" des von einem "ultramodernistischen Präfekten und einem korrupten und rücksichtslosen Sekretär" geleiteten vatikanischen Ordensdikasteriums als Grund für das Vorgehen gegen die Schwestern. Schon zuvor hatte der Erzbischof sich hinter vom Vatikan gemaßregelte Ordensfrauen gestellt.
Verfahrener Streit
Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben, daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hält die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht.
Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. Das zuständige Ordensdikasterium erklärte in einem durch das Bistum veröffentlichten Dekret aber das Vorgehen von Olson im Nachhinein für legal und ernannte den Bischof zum "Päpstlichen Beauftragten". Der Bischof entließ am Tag seiner Ernennung zum "Päpstlichen Beauftragten" die Oberin aus dem Orden. Gegen diese Entlassung konnte sie innerhalb von 30 Tagen Widerspruch einlegen. Bereits zuvor hatte sich die Schwester erfolglos an den Vatikan gewandt, weil Olson ihr versagte, einen kirchenrechtlichen Anwalt selbst auszuwählen. Gegen das Vorgehen Olsons und des Ordensdikasteriums sollen mittlerweile mehrere kirchenrechtliche Beschwerdeverfahren in Rom anhängig sein. (fxn)