Totes Mädchen in katholischem Heim – Ermittlungsergebnisse vorgelegt
Das in der Karwoche in einer katholischen Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel tot aufgefundene Mädchen soll von einem elfjährigen Mitbewohner umgebracht worden sein. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag nach Abschluss ihrer Ermittlungen in Hof bekannt. Wegen seines Alters ist der mutmaßliche Täter strafunmündig und kann nicht angeklagt werden. Er befinde sich in gesicherter Obhut, hieß es
Zugleich informierten die Behörden über eine Anklage gegen einen 25-jährigen Deutschen. Er soll das Mädchen in der Tatnacht nach einem Einbruch in das Gebäude im Kinder- und Jugendhilfezentrum Sankt Josef vergewaltigt haben. Eine Beteiligung am Tod des Mädchens habe ihm aber nicht nachgewiesen werden können. Der Mann habe an der Zehnjährigen sexuelle Handlungen mit seinen Händen vorgenommen und danach die Einrichtung wieder verlassen. Der Elfjährige habe das Mädchen erst danach getötet. Zwischen den beiden habe es wohl Streit gegeben.
Täter gelangte über ein offenes Fenster hinein
Der 25-Jährige wurde laut Mitteilung außerdem wegen Einbruchdiebstählen sowie Brandstiftung angeklagt. Der aus dem Raum Wunsiedel stammende Mann stehe im Verdacht, seit Jahresbeginn 2022 fünf Einbrüche in Baucontainer begangen zu haben. Dabei soll er Maschinen im Wert von rund 16.000 Euro gestohlen und über das Internet veräußert haben. Einen Container soll er in Brand gesetzt haben, um Spuren zu beseitigen. Insgesamt sei ein Schaden von gut 50.000 Euro entstanden.
Nach Behördenangaben gelangte der Angeschuldigte in der Nacht des 4. April 2023 über ein offenstehendes Badezimmerfenster in das Heim in Wunsiedel. Dort soll er zufällig auf einen elfjährigen Jungen und später auf das dort wohnende Mädchen getroffen sein. Der Mann werde beschuldigt, an der Zehnjährigen sexuelle Handlungen mit seinen Händen ausgeübt zu haben.
Der 25-Jährige befindet sich seit Ende April in Untersuchungshaft. Er habe die ihm zur Last gelegten Taten zu einem großen Teil gestanden. Die 40 Einsatzkräfte der Sonderkommission "Park" verfolgten nach eigenen Angaben mehrere hundert Spuren und führten 130 Vernehmungen.
Am Morgen des 4. April hatte eine Angestellte des Jugendhilfezentrums das dort untergebrachte Mädchen leblos in einem Zimmer entdeckt. Der Träger, die Katholische Jugendfürsorge (KJF) Regensburg, bildete ein Krisenteam, um die Kinder und Jugendlichen aufzufangen. Betroffene Familien, Kinder und Betreuungspersonen würden weiter intensiv begleitet, teilte die KJF mit. Die Maßnahmen seien vorsorglich intensiviert worden, da die Bekanntgabe des Ermittlungsergebnisses alle Beteiligten "erneut in der Bewältigung der Geschehnisse stark herausfordern kann".
Die Kinder, das Krisenteam, die Fachkräfte und die Einrichtungsleitung hätten extreme emotionale Belastungen verarbeiten müssen, hieß es. Der ausstehenden Gerichtsverhandlung komme eine große Bedeutung für die vollständige Aufklärung der Ereignisse zu. In der KJF-Einrichtung betreuen nach eigenen Angaben rund 90 Mitarbeitende etwa ebenso viele Kinder und junge Menschen von 3 bis 19 Jahren. (KNA)