Theologen an Glaubenspräfekt: Für transparente Nihil-obstat-Verfahren
Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop und der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff rufen den ernannten Glaubenspräfekten Víctor Manuel Fernández zu transparenteren Nihil-obstat-Verfahren auf. "Wir sind davon überzeugt, dass dies unsere Kirche in ihrem synodalen Aufbruch stärkt und das für uns Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum so wichtige Kooperationsverhältnis von Kirche und Staat stabilisiert", schreiben beide in einem Offenen Brief der "Arbeitsgemeinschaft Katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie im deutschsprachigen Raum" am Donnerstag, der auf der Webpräsenz der "Herder-Korrespondenz" erschien. Sie wünschen sich zudem, "die Abläufe zu beschleunigen und wechselseitig eine kirchliche Kultur des Vertrauens zu pflegen".
Nur mit einem offenen Diskurs in der Theologie finde diese in den Wissensgesellschaften den Respekt und die Resonanz, die sie für ihre Arbeit brauche. "Das setzt intellektuelle Freiheit voraus, um Theologie entwickeln zu können. Dies wiederum verträgt sich nicht mit disziplinarischen Eingriffen."
Zukunft voller Krisen
Fernández tritt sein Amt Mitte September an. Aufsehen erregt hatte ein persönlicher Brief von Papst Franziskus, der bei seiner Ernennung veröffentlicht wurde. Darin schreibt der Papst, das Glaubensdikasterium habe zu anderen Zeiten "unmoralische Methoden angewandt". "Das waren Zeiten, in denen man, anstatt theologische Erkenntnisse zu fördern, mögliche Lehrfehler verfolgte. Was ich von Ihnen erwarte, ist sicherlich etwas ganz anderes." Darauf spielen auch Knop und Hoff an und schreiben: "Damit lenkt der Papst den Blick auf eine Zukunft, die von vielfältigen Krisen bestimmt ist und Kirche und Theologie vor große, kaum absehbare Herausforderungen stellt." Man setze auf "theologische Gesprächsbereitschaft wie -fähigkeit in den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kontexten, in denen es gilt, den christlichen Glauben in seinen globalen Zusammenhängen zu verantworten und aktiv einzubringen".
Um das Nihil obstat, also die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung, die etwa für Lehraufträge an Universitäten notwendig ist, hatte es in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen gegeben. Zuletzt erhielt der Moraltheologe Martin M. Lintner im Juni kein Nihil obstat für seine Wahl zum Dekan der Philosophisch-Theologische Hochschule in Brixen. Grund dafür waren seine Veröffentlichungen zur kirchlichen Sexualmoral. (cph)