Neuer Glaubenspräfekt fordert Fokus auf Neuevangelisierung

Fernández zum Synodalen Weg: Kirche in Deutschland hat ernste Probleme

Veröffentlicht am 12.09.2023 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Progressive Neuerungen sind für den neuen Glaubenspräfekten Víctor Manuel Fernández kein Weg aus der Krise der Kirche in Deutschland – und auch von der gegenwärtigen deutschen Theologie hält er wenig. Er fordert, stattdessen auf den Papst zu hören.

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Der künftige Präfekt des Glaubensdikasteriums, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, sieht den Synodalen Weg sehr kritisch. Die Kirche in Deutschland habe ernste Probleme und müsse offensichtlich über eine Neuevangelisierung nachdenken, sagte er im Interview mit dem "National Catholic Register" (Montag). Zugleich habe sie heute keine Theologen mehr auf dem Niveau früherer Zeiten. "Das Risiko des Synodalen Wegs liegt darin zu glauben, dass die Kirche in Deutschland aufblühen wird, wenn sie einige progressive Neuerungen zulässt", so Fernández. Das sei aber nicht das, was Papst Franziskus vorschlägt, dem es um eine Erneuerung des missionarischen Einsatzes gehe. Er wisse aber immer noch nur wenig über den Synodalen Weg.

Mit Blick auf das Lehramt unterschied der künftige Präfekt des Glaubensdikasteriums zwei Bedeutungen, die gleichermaßen wichtig seien: Neben einer statischen Bedeutung, die auf das traditionelle Glaubensgut verweise, das es zu hüten und unversehrt zu bewahren gelte, gebe es durch den Papst auch eine dynamische Bedeutung. Der Papst und nur er habe ein einzigartiges Charisma, das Lehramt lebendig und aktiv auszuüben. Kein Bischof habe die besondere Gabe des Heiligen Geistes, die Lehre des Papstes zu beurteilen, weder der Glaubenspräfekt noch der besonders franziskuskritische Kurienkardinal Raymond Burke. Häretiker würden immer glauben, die wahre Lehre der Kirche zu kennen. "Leider verfallen heute nicht nur einige Progressive in diesen Fehler, sondern paradoxerweise auch einige traditionalistische Gruppen", so Fernández.

Die Lehre der Kirche ändere sich zwar nicht und das Evangelium sei stets dasselbe. Die Kirche wachse und reife aber in ihrem Verständnis des Evangeliums. In einigen Bereichen habe es Jahrhunderte gedauert, bis die Kirche Aspekte der Lehre deutlich gemacht hat, die sie zuvor nicht so klar gesehen habe: "Heute verurteilt die Kirche Folter, Sklaverei und die Todesstrafe, aber das geschah in anderen Jahrhunderten nicht mit der gleichen Klarheit." Das Glaubensdikasterium kann nach der Ansicht von Fernández der Raum sein, in der Debatten über das vertiefte Verständnis des Glaubensgut geführt werden können.

Mehrfach zum Synodalen Weg geäußert

Seit seiner Ernennung zum designierten Glaubenspräfekten hat Fernández sich in mehreren Interviews zum Synodalen Weg geäußert. Gegenüber katholisch.de sagte er, dass er die Ergebnisse des deutschen Reformdialogs noch besser kennenlerne müsse und erst Bewertungen abgeben wolle, wenn er mit den Verantwortlichen gesprochen habe. Später äußerte er sich ambivalent: "Diese historische Sache wird uns schon etwas Gutes hinterlassen, auch wenn es notwendig sein könnte, Dinge zu glätten, zu präzisieren, reifen zu lassen." In einem weiteren Interview stellte er fest, dass das Volk Gottes in Deutschland eine Antwort auf die Fragen nach einem größeren Stellenwert von Frauen in der Kirche brauche.

Papst Franziskus ernannte Fernández Anfang Juli zum nächsten Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre. Der bisherige Erzbischof von La Plata in Argentinien wird sein Amt Mitte September antreten. Fernández gilt als Vertrauter von Papst Franziskus und soll federführend an wichtigen Dokumenten des Pontifikats mitgearbeitet haben, darunter das nachsynodale Schreiben "Amoris Laetitia". Am 30. September wird Férnandez zum Kardinal erhoben. (fxn)