Künftiger Kardinal hat Amt als Glaubenspräfekt angetreten

Fernández: Papst scheint sich manchmal zu widersprechen, aber...

Veröffentlicht am 18.09.2023 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Er ist nun offiziell der Leiter des Glaubensdikasteriums: Erzbischof Víctor Manuel Fernández hat sein Amt als Präfekt angetreten. Das verriet der Kirchenmann jetzt – und auch, warum Papst Franziskus oft widersprüchlich erscheint.

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Erzbischof Víctor Manuel Fernández hat sein neues Amt als Präfekt des Glaubensdikasteriums bereits angetreten. Am vergangenen Montag begann er seine Arbeit als Leiter der vatikanischen Behörde mit dem vorgesehenen Schwur und dem Ablegen des Glaubensbekenntnisses, sagte Fernández im Interview mit dem spanischen Nachrichtenportal "Religión Digital", das an diesem Montag veröffentlicht wurde. Eine offizielle Mitteilung des Vatikans zu seinem Amtsantritt gab es bisher nicht. Außerdem habe Fernández in der vergangenen Woche in einer Ansprache an die Behördenmitarbeiter die Grundsätze seiner Amtsführung dargelegt und sich mit den beiden Sektionen des Dikasteriums zum einen für doktrinäre Fragen und zum anderen für Disziplinarverfahren getroffen, sagte der künftige Kardinal. Besonders in der ersten Sektion habe es in den vergangenen Jahren Personalabbau gegeben, was er nun rückgängig machen werden.

Er lebe nun schon seit mehr als einem Monat im Vatikan und sei an der Kurie mit "Wohlwollen und Respekt" empfangen worden, so Fernández weiter. Er kündigte an, im Glaubensdikasterium die Linie seines Vorgängers Kardinal Luis Ladaria fortzusetzen und auch künftig keine Theologen wegen ihrer Äußerungen maßregeln zu wollen. "Der Heilige Vater hat auf Folgendem bestanden: 'Reden, reden, reden'." Das werde er beherzigen, so der Glaubenspräfekt, und mit den entsprechenden Personen ausführlich sprechen, bevor er eventuell Maßnahmen ergreifen werde. "Es geht immer darum herauszufinden, welche wertvolle Unruhe es gibt, die zu einer neuen theologischen Entwicklung einlädt."

Reformen von Franziskus nicht zu stoppen

Die von Papst Franziskus gesetzten Schwerpunkte und eingeführten Neuerungen in der Kirche könnten nicht einfach gestoppt werden, sagte Fernández. "Mit ihnen haben wir noch einige Zeit zu tun." Die Reformen des Papstes würden ihren Weg gehen und Frucht bringen. Franziskus habe eine "außerordentliche Gewandtheit", die richtigen Zeiten und Etappen zu erkennen, so Fernández weiter. "Wir anderen verstehen ihn nicht, weder wenn er vorprescht, noch wenn er die Schrittgeschwindigkeit verringert." Manchmal scheine dieses Vorgehen deshalb so, als ob Franziskus sich selbst widerspreche.

Er deute die Attacken gegen seine Person nach seiner Ernennung als Angriffe auf Papst Franziskus, sagte Fernández. Sie seien mehrheitlich aus dem traditionalistischen Spektrum gekommen, aber auch von der extremen Linken. Viele Akteure aus dem konservativen Lager innerhalb der Kirche würden sich in einem "Kampf um Macht" wähnen und alles nutzen, was ihren Anliegen dient. Zudem kritisierte der Glaubenspräfekt die Fixierung dieser Kreise auf das Thema Sexualität. Sie würden vergessen, "dass es ein Gebot gibt, das wichtiger als das sechste Gebot ist (weil es die Gerechtigkeit und die Nächstenliebe betrifft), und das fordert, kein falsches Zeugnis zu geben und zu lügen".

So habe seine Schrift über das Küssen im Zentrum eines Skandals gestanden. Merkwürdigerweise hätten seine Kritiker keine weiteren Texte hervorgeholt, sagte Fernández. "Denn ich habe weitere Texte aus den vergangenen Jahren, die man aus einem theologischen Blickwinkel für viel 'gefährlicher' halten könnte." Doch diese Schriften seien wahrscheinlich nicht einmal angeschaut worden. Fernández wird beim Konsistorium am 30. September von Papst Franziskus in das Kollegium der Kardinäle aufgenommen. (rom)