Vatikan-Sternwarte hilft NASA bei Auswertung von Weltraum-Mission
Die Sternwarte des Vatikan hilft der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA bei der Auswertung ihrer jüngsten Weltraummission. Dabei handelt es sich um Untersuchungen von Proben vom erdnahen Asteroiden Bennu, wie mehrere Fachmedien berichteten. Am Sonntag landet die Sonde "OSIRIS-REx" auf der "Utah Test and Training Range" in den USA und bringt auf dem Asteroiden gesammeltes Gestein und Oberflächenstaub zur Erde. Im September 2016 war die Sonde gestartet. Die Vatikan-Sternwarte ist im Besitz eines speziell zur Untersuchung dieser Proben geeigneten Geräts, das die NASA angefragt hat.
Der Jesuit Robert J. Macke wird an der Auswertung mitarbeiten und dazu zur NASA nach Houston fliegen. Der US-amerikanische Ordensbruder ist Physiker sowie Theologe und leitet als Kurator die Asteroiden-Sammlung der Vatikan-Sternwarte in Castel Gandolfo, die aus mehr als 1.200 Stücken von auf der Erde gefundenen Asteroiden-Resten besteht. Macke hat zudem ein Gerät zur Arbeit mit Proben der Himmelkörper entwickelt, das klein genug ist, um in einem hermetisch abgedichteten Handschuhkasten benutzt zu werden. Dabei handelt es sich um ein spezielles Pyknometer, das zur Bestimmung der Dichte von Gesteinsproben aus dem Weltall dient.
Kollision mit Erde möglich, aber nicht wahrscheinlich
Der Asteroid (101955) Bennu, wie er mit wissenschaftlichem Namen heißt, gilt als einer der gefährlichsten Planetoiden für die Erde. Er umrundet die Sonne innerhalb von 437 Tagen, seine Umlaufbahn liegt zwischen der des Mars und der Erde. Dabei kreuzt Bennu die Umlaufbahn der Erde, was eine Kollision beider Himmelskörper möglich macht. Der kleinste Abstand des Asteroiden zur Erde beträgt 469.737,31 km.
Die 2021 übermittelten Ergebnisse der "OSIRIS-REx"-Mission legen eine Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag bis zum Jahr 2300 mit 0,057 % (1:1750) und die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags im September 2182 mit 0,037 % (1:2700) nahe. Genau Aussagen über Bennu können jedoch nicht abschließend getroffen werden, da seine physikalischen Eigenschaften nur unzureichend bekannt sind. Die "OSIRIS-REx"-Mission der NASA soll darüber näher Auskunft geben.
Die Vatikan-Sternwarte gilt als eine der ältesten Forschungsstätten der Astronomie weltweit. Das Institut wurde in Rom in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Durchführung der gregorianischen Kalenderreform gegründet. Papst Pius IX. (1922-39) verlegte die Sternwarte in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo, weil die Lichtverschmutzung in Rom zu groß geworden war. 1981 wurde die Forschungsabteilung des Instituts an die Universität von Arizona in die USA verlegt. Die Forscher des Vatikan arbeiten dort in einem der modernsten Zentren der Astronomie der Welt. (rom)