Bischof Overbeck: Synodalität wird Regularien brauchen
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ist überzeugt, dass für Strukturen der Synodalität in der Kirche auch Regularien notwendig sein werden. "Diese müssen nicht mit den Regularien eines Parlamentarismus identisch sein", schreibt er in der "Herder-Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe). Papst Franziskus habe etwa bereits darauf hingewiesen, dass "etwa das Ideal der Einmütigkeit für die Synodalität eine besondere Bedeutung hat und dass für Beschlüsse deshalb höhere Zustimmungsbarrieren als eine einfache Mehrheit sinnvoll sind".
Dazu gehöre auch eine sachliche Diskussion anstelle eines "bloßen Schlagabtauschs". So etwas festzuhalten würde helfen, "zu mehr Klarheit zu kommen und dabei Streit und Zwietracht zu vermeiden".
Frage nach Umgang mit Demokratie
Angesichts der Unterscheidung von demokratischen Entscheidungsfindungsprozessen fragt Overbeck jedoch auch: "Sollte eine Gemeinschaft, die auf Partizipation setzt, bei aller kritischen Betrachtung im Detail, nicht grundsätzlich offener und wertschätzender mit der Staatsform der Demokratie umgehen und die Gefahr meiden, den autokratischen Feinden der Demokratie das Wort zu reden?"
Es bedürfe "einer gehörigen Portion Mut, die Vielstimmigkeit gelebter Synodalität aufzunehmen und sie tatsächlich als Reichtum zu begreifen", so Overbeck weiter. Das hätten die Teilnehmenden des Synodalen Wegs in Deutschland am eigenen Leib erfahren. Dabei stelle sich jedoch die Frage, was die Alternative wäre: "eine systematisch schön durchgestaltete Lehre ohne Brüche und Fragezeichen, die aber zur Lebenswirklichkeit der Menschen in immer größerem Abstand steht und zuletzt nur noch von Experten verstanden werden kann?"
Der Synodale Weg habe sich aufgemacht, um im tieferen Verständnis der göttlichen Wahrheit einen spürbaren Schritt weiterzukommen. Er sei davon überzeugt, dass man in Deutschland "keinen isolierten Sonderweg" gehe, sondern fest in der kirchlichen Lehre verankert sei. "Und wir sind getragen von der Hoffnung, dass wir aus diesen Erfahrungen heraus auch weiterführende Aspekte in den Synodalen Weg der Weltkirche einbringen können." (cph)