Aufarbeitungsgremium prüft Hengsbachs Zeit als Militärbischof
Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991) soll auch dessen Wirken als Militärbischof in den Jahren 1961 bis 1978 untersucht werden. Das kündigte die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) des Erzbistums Berlin, der Bistümer Görlitz und Dresden-Meißen und der Katholischen Militärseelsorge am Dienstag in Berlin an.
Hengsbach sei 17 Jahre verantwortlicher Bischof für die Militärseelsorge gewesen. Die Kommission erklärte, sie sehe für diese Zeit die Notwendigkeit, Hinweisen auf Beschuldigungen nachzugehen. Geklärt werden müsse auch, wie Hengsbach mit Meldungen und Vorwürfen umgegangen sei und ob es Hinweise gebe, dass Taten vertuscht und Beschuldigte durch den ehemaligen Militärbischof geschützt worden seien.
"Alles muss auf den Tisch"
Dem 1991 verstorbenen Hengsbach wird bislang Missbrauch in zwei Fällen in den 1950er- und 1960er-Jahren vorgeworfen. Das Bistum Essen und das Erzbistum Paderborn, aus dem Hengsbach stammt, veröffentlichten vorige Woche die Anschuldigungen, die aus den Jahren 2022 und 2011 stammen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hatte am Montag in Wiesbaden zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe gesagt: "Alles muss auf den Tisch. Die Wahrheit muss auf den Tisch. Nur so werden die Betroffenen zu ihrem Recht kommen." Offensichtlich hätten sich nun weitere Betroffene gemeldet, so Bätzing. "Das heißt ja immer, dass sich die Vorwürfe erhärten." Dass es die Vorwürfe gegen den "von den Menschen hochgeschätzten" und mit Statuen und Plätzen geehrten Kardinal Hengsbach gebe, sei eine neue Qualität. (KNA)