ZdK hatte keine Hinweise auf Vorwürfe gegen Franz Hengsbach
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat in seinem Archiv keine Hinweise auf Missbrauchsvorwürfe gegen seinen früheren Generalsekretär Franz Hengsbach gefunden. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp hat erst am vergangenen Dienstag durch die Mitteilung des Bistums Essen von den Vorwürfen gegen den ersten Ruhrbischof erfahren, teilte das ZdK am Montag mit. "Die mutmaßlichen Taten und die abermals dokumentierte Vertuschungsstrategie der Kirche zerstören Reste an Vertrauen. Wieder entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter geschützt wurden", so Stetter-Karp weiter.
Das ZdK nehme seine Verantwortung sehr ernst und sichte weiter die Korrespondenzen auf mögliche Hinweise, um mit größtmöglicher Transparenz den Vorwürfen gegen den ehemaligen ZdK-Generalsekretär nachzugehen. "Hengsbachs Tätigkeit für das ZdK in seinen frühen Jahren ist für uns Gegenstand der Recherche. Eine erste Überprüfung des ZdK-Archivs hat ergeben, dass keine Hinweise vorliegen, dass das ZdK rund um die gegen Hengsbach erhobenen Vorwürfe kontaktiert wurde. Auch nach 2010 fand nach unserem Wissen keine direkte Kommunikation mit dem ZdK statt", erläuterte der amtierende ZdK-Generalsekretär Marc Frings.
Katholikentage organisiert und Papst zu Laien beraten
Hengsbach hatte nach dem Zweiten Weltkrieg einen entscheidenden Anteil an der organisatorischen und konzeptionellen Entwicklung des ZdK. Als Paderborner Diözesanpriester war er für die Organisation der ersten Katholikentage der Nachkriegszeit zuständig. 1947 wurde er zum Generalsekretär des ZdK ernannt und war im Anschluss, von 1953 bis 1968, dessen bischöflicher Generalassistent. 1960 wurde Hengsbach von Papst Johannes XXIII. in die Konzilsvorbereitungskommission für Laienarbeit berufen.
Am Dienstag hatte das Bistum Essen über schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach informiert. Overbeck kündigte an, die Vorwürfe überprüfen zu lassen. "Im Oktober 2022 hat sich eine Person, die anonym bleiben möchte, bei den beauftragten Ansprechpersonen gemeldet und zu Protokoll gegeben, dass sie einen sexuellen Übergriff durch Kardinal Hengsbach im Jahr 1967 erlitten hat", heißt es in einer Erklärung Overbecks. Er habe im März 2023 davon Kenntnis erhalten und nach Rücksprache mit dem Interventionsbeauftragten beschlossen, weitere Nachforschungen anstellen zu lassen. Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen (1958–1991), ein Vorwurf betrifft seine Zeit als Weihbischof in Paderborn (ab 1953). Seit dem Aufruf haben sich bereits weitere Betroffene gemeldet. (fxn)