Kardinal Müller hatte sich zu Gesprächen in synodaler Arbeitsgruppe geäußert

Vatikan: Kein generelles Interview-Verbot bei Weltsynode

Veröffentlicht am 06.10.2023 um 17:27 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ In einem Interview hatte Kardinal Gerhard Ludwig Müller über die Diskussionen bei der Weltsynode gesprochen. Vatikan-Kommunikationsdirektor Paolo Ruffini bestätigte nun, dass es kein generelles Interview-Verbot für die Synodalen gibt – obwohl sie zur Geheimhaltung verpflichtet sind.

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Bei der im Vatikan tagenden Weltsynode sind keine Sanktionen gegen Teilnehmer vorgesehen, die Interviews geben. Angesprochen auf eine Interviewäußerung von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller vom Vortag erklärte der vatikanische Kommunikationsdirektor Paolo Ruffini am Freitag, es werde in solchen Fällen nicht gleich die Polizei kommen. Jeder Teilnehmer sei aufgerufen, selbst verantwortliche Entscheidungen zu treffen.

In der Geschäftsordnung der Bischofssynode heißt es, dass die Teilnehmer bezüglich eigener oder fremder Redebeiträge bei der Synode zu Vertraulichkeit und Verschwiegenheit verpflichtet seien. Müller hatte in seinem Interview allgemein von einer "sehr guten Erfahrung" in seiner Arbeitsgruppe gesprochen.

Stimmung bei Synode sei überwiegend gut

Weiter gab Ruffini an, dass die Stimmung bei der Weltsynode überwiegend gut sei. Viele der rund 350 stimmberechtigten Mitglieder hätten einander inzwischen kennengelernt, es seien erste Freundschaften entstanden, erklärte der vatikanische Kommunikationsdirektor. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Synodalen bereits vier mehrstündige Phasen des Austauschs und des Gebets miteinander verbracht.

Die aus Mosambik stammende Sheila Pires von der Bischofskonferenz des Südlichen Afrika ergänzte, es habe sich das "Gefühl eines gemeinsamen Unterwegsseins" eingestellt, das für synodale Prozesse typisch sei. Es gebe Freude unter den Delegierten, aber auch einige Spannungen.

Die Rolle der Frauen und eine gemeinsame Verantwortung von Klerikern und Laien in der Kirche - das sind zwei von etwa 20 Themen, die bei der ersten Plenumsrunde der Weltsynode zur Sprache kamen. Ruffini nannte die angeschnittenen Themen, gab aber nicht an, wer welches Thema angesprochen hatte. Die Themen waren zuvor in Arbeitsgruppen diskutiert und dann ins Plenum eingebracht worden.

Paolo Ruffini, Präfekt des vatikanischen Mediendikasteriums.
Bild: ©Romano Siciliani/Romano Siciliani/KNA

Paolo Ruffini ist Präfekt des vatikanischen Mediendikasteriums und verantwortet somit die Kommunikation des Vatikan.

Weitere Themen seien der Wunsch nach einer besseren Priesterausbildung und nach einer Überwindung des Klerikalismus, der elitären Haltung von Bischöfen und Priestern, gewesen. Die Forderung sei erhoben worden, das "Priestertum aller Getauften" neu zu beleben.

Eine Arbeitsgruppe habe den Vorschlag nach einem Abbau kirchlicher Strukturen, Änderungen im Kirchenrecht und einer Verkleinerung der Kirchenleitung eingebracht. Eine Gruppe habe davon gesprochen, dass die Missbrauchsopfer in der Kirche mehr in den Blick genommen werden müssten.

Der Vatikan informiert nicht im Detail über den Verlauf der Synodalversammlungen und gibt durch die Zusammenfassungen des Kommunikationsbüros nur allgemein gehaltene, indirekte Einblicke in die Debatte. Die Teilnehmer sind zur Diskretion verpflichtet.

Die Weltsynode berät seit Mittwochnachmittag in der vatikanischen Audienzhalle über das Prinzip der Synodalität in der katholischen Kirche. Dabei geht es um neue Wege der Entscheidungsfindung und der Mitbestimmung über die Grenzen der kirchlichen Stände hinweg. Bislang haben in weiten Teilen der katholischen Kirche nur Kleriker, insbesondere Bischöfe, das Sagen. (rom/KNA)