Betroffenensprecher hofft auf Beiträge der deutschen Synodalen

Norpoth: Fehlen von Betroffenen verpasste Chance für Weltsynode

Veröffentlicht am 17.10.2023 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Bei der Weltsynode fehlt eine Gruppe aus der Weltkirche: Betroffene sexualisierter Gewalt sind nicht eingeladen. Eine verpasste Chance, klagt Betroffenensprecher Johannes Norpoth – und nennt die drängenden Themen.

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Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Johannes Norpoth, sieht im Fehlen von Betroffenenvertretern bei der Weltsynode eine verpasste Chance. Wenn dort die Stimme der Betroffenen fehle, fehle eine wesentliche Säule jeglicher Veränderungsprozesse in der Kirche in den nächsten Jahrzehnten, sagte Norpoth am Montag im Interview mit dem "Domradio". "Die Weltbischofssynode wäre eine gute Ebene und für Franziskus eine gute Möglichkeit gewesen, um noch mal sehr deutlich zu betonen, wie wichtig ihm die Rolle Betroffener für die weitere Entwicklung unserer Kirche ist", so Norpoth weiter.

Ob auf weltkirchlicher Ebene die Notwendigkeit für Reformen im Sinne von Missbrauchsbetroffenen erkannt wurde, ist für Norpoth schwierig zu beurteilen. Es gebe nur wenige Gesprächspartner. Er hofft darauf, dass die deutsche Delegation das Thema Missbrauch in die Debatten mit einbringt: "Ob das auf breiten weltkirchlichen Widerhall stößt, insbesondere beim Klerus, wage ich zu bezweifeln." Wichtige Punkte, die auf der Synode thematisiert werden sollten, sind für den Betroffenensprecher die Anerkennung von Betroffenen, systemischer Ursachen und der Tatsache, dass im Raum der Kirche heute noch sexualisierte Gewalt verübt wird. Außerdem betonte er die Notwendigkeit für Intervention, Prävention, schonungslose Aufklärung sowie Aufarbeitung und Anerkennung des Rechts der Opfer auf eine Entschädigung. Bis heute verweigerten Bischofskonferenzen Betroffenen Anerkennungsleistungen und Schadensersatz.

Die Kirche in Deutschland sieht Norpoth als deutlich besser aufgestellt als viele andere deutsche und internationale Organisationen, etwa im Vereinswesen und im Sport. Dennoch sei auch in Deutschland noch ein weiter Weg zu gehen: "Es muss schneller, muss genauer, muss detailtiefer aufgearbeitet werden. Es muss für jeden Betroffenen sexualisierter Gewalt ein Recht auf individuelle Aufarbeitung geben, egal wo." Missbrauch in der Kirche habe zwar kirchenspezifische Ursachen. Dennoch könnte die Kirche nach Ansicht von Norpoth ein Vorreiter und Beispiel für die gesamte Gesellschaft sein. "Missbrauch ist und bleibt kein exklusiv katholisches Thema. Es hat spezifische Ursachen, insbesondere im katholischen Bereich, aber was die Aufarbeitung, was die Überwindung des Missbrauchs angeht, könnte katholische Kirche einen Impuls geben und ein Vorbild innerhalb der gesellschaftlichen Diskussion sein", so der Betroffenensprecher. Tatsächlich sieht er aber noch große Defizite im Verhalten von Verantwortlichen in der Kirche: "Da wird ständig eine gute Chance für eine gute weitere Entwicklung vertan." (fxn)