Kirche kein "Supermarkt des Heils"

Papst zu Klerikalismus: Man muss nur in römische Schneidereien schauen

Veröffentlicht am 26.10.2023 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Erneute Klerikalismus-Schelte von Papst Franziskus: Diesmal sind "Preislisten" für Sakramente und junge Priester, die "spitzenbesetzte Roben" anprobieren, im Zentrum seiner Kritik. Zudem spricht er von "machohaften und diktatorischen Haltungen".

  • Teilen:

Papst Franziskus hat bei der Weltsynode scharfe Kritik an klerikalen Attitüden von Geistlichen und deren Folgen geübt. "Man braucht nur in die kirchlichen Schneidereien in Rom zu gehen, um den Skandal der jungen Priester zu sehen, die Soutanen und Hüte oder spitzenbesetzte Roben anprobieren", sagte Franziskus am Mittwoch bei einer Ansprache an die Synodenteilnehmer. Das vatikanische Presseamt veröffentlichte die auf Spanisch gehaltene Rede in voller Länge.

Franziskus sprach von Geistlichen, die in ihrem Dienst zu weit gingen und das Volk Gottes "misshandeln". So entstellten sie das Gesicht der Kirche mit "machohaften und diktatorischen Haltungen". Es sei beispielsweise schmerzlich, in manchen Pfarrbüros eine "Preisliste" für sakramentale Dienste wie in einem Supermarkt zu finden. Wenn die Kirche zu einem "Supermarkt des Heils" werde, würden Priester zu bloßen Angestellten eines multinationalen Unternehmens. "Das ist der große Misserfolg, zu dem uns der Klerikalismus führt. Und das mit viel Traurigkeit und Skandal", betonte der Pontifex.

Der Klerikalismus sei eine "Geißel", die das "treue, heilige Volk Gottes" versklave. Dieses ertrage "geduldig und demütig die Verschwendung, den Missbrauch, die Ausgrenzung durch den institutionalisierten Klerikalismus". Zudem kritisierte Franziskus, dass in der Kirche wie selbstverständlich von "Kirchenfürsten" oder "bischöflichen Beförderungen" gesprochen werde, "als ob das Aufstiege in einer Karriere wären". Das sei "weltlicher Horror" und "Eitelkeit". Der Pontifex erinnerte daran, dass die Mitglieder der Hierarchie aus dem Volk Gottes kämen und von diesem den Glauben empfangen hätten. (mal)