Parolin: Franziskus will alles gegen weitere Eskalation in Nahost tun
Der vatikanische Chefdiplomat Pietro Parolin hat die Absicht von Papst Franziskus bekräftigt, alles in seiner Macht Stehende gegen eine Eskalation im Heiligen Land zu unternehmen. "Wir werden alles tun, was wir tun können", betonte der Kardinalstaatssekretär am Freitag vor Journalisten in Rom, wie das Portal Vatican News berichtete. Parolin betonte, der Vatikan habe nie den Begriff "Waffenstillstand" benutzt, sondern sich immer für humanitäre Hilfe im Gazastreifen und die Freilassung der rund 200 Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden, eingesetzt. Derzeit prüfe man, ob der Papst Angehörige der Geiseln treffen könnte. Die Familien seien von italienischen Institutionen empfangen worden. "Wir haben dazu noch keine endgültige Entscheidung getroffen, aber ich denke, dass sie heute fallen wird", so der Kardinal.
Nachdrücklich verwies er auf die Not aller vom Krieg betroffenen Kinder. "Denken Sie daran, was mit den Kindern passiert ist, die von der Hamas getötet wurden, aber auch an die vielen Kinder, die unter den Bomben in Gaza sterben", sagte der Kardinal. Der Heilige Stuhl setze nach wie vor auf eine Zwei-Staaten-Lösung. "Viele glauben nicht mehr daran, auch aufgrund all der Entwicklungen, die stattgefunden haben. Für uns bleibt es die einzig gangbare Lösung, die eine Zukunft sichern könnte", sagte Parolin.
Skeptisch zeigte er sich gegenüber einer möglichen Vermittlung durch Papst Franziskus im aktuellen Konflikt: "Ich glaube, dass es dazu im Moment keine großen Räume gibt." Aber es bestehe die Möglichkeit vor Ort für Gespräche und die Übermittlung von Botschaften, so Parolin unter Verweis auf das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, die Vertretung der römischen Katholiken im Heiligen Land. Mit Blick auf Israels Vorbereitungen für eine Bodenoffensive in Gaza äußerte Parolin die Hoffnung, dass es zu keiner Verschärfung kommen werde und die Situation anders gelöst werden könne. Dazu müssten zunächst die Geiseln freigelassen werden.
Befragt zu den jüngsten Telefonaten des Papstes mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und US-Präsident Joe Biden sagte Parolin, er kenne keine Einzelheiten. "Es gab Kontakte mit den USA, weil wir glauben, dass die USA in diesem Fall auch eine wichtige Rolle spielen können", sagte er. US-Präsident Joe Biden sei besorgt über eine mögliche Eskalation. "Wir werden von Tag zu Tag bewerten, wie sich die Situation entwickelt, und auf dieser Grundlage wird es auch die Möglichkeit weiterer Kontakte geben", sagte Parolin.
Der Kardinalstaatssekretär erinnerte auch an die vom Krieg zerrüttete Ukraine und "die Tragödie", mit der das Land konfrontiert sei. "Jetzt ist die Ukraine etwas aus dem Fokus geraten, aber wir werden sicherlich auch weiterhin an dieser Front arbeiten", versicherte er. "Wir arbeiten weiterhin insbesondere an der humanitären Seite."
Er verwies auf ein Treffen der "Friedensplattform" von Präsident Wolodymyr Selenskyj an diesem Freitag in Malta, an dem auch der päpstliche Nuntius teilnehmen werde. Es sei notwendig, "alle einzubeziehen, um eine Lösung zu finden". Parolin äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 100. Geburtstag des italienischen Kardinals und Diplomaten Achille Silvestrini (1923-2019). (KNA)