Bistum verwarnt den Pfarrer

Pfarrer lässt Kind Kommunion austeilen – und erhält Hassmails

Veröffentlicht am 02.11.2023 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Ossanesga ‐ Ein Pfarrer muss sich verteidigen, nachdem er in einer norditalienischen Kleinstadt eine Kontroverse ausgelöst hat: Er hatte eine Ministrantin gebeten, ihm beim Austeilen der Kommunion im Gottesdienst zu helfen – und wurde dafür angeprangert.

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Der italienische Pfarrer Eros Accorigi hat kürzlich in der Kleinstadt Ossanesga in der Provinz Bergamo für Aufsehen gesorgt, als er ein Kind bat, ihm bei der Kommunionausteilung im Sonntagsgottesdienst zu helfen. Gegenüber der lokalen Tageszeitung "La Nuova Bussola Quotidiana" sagte der Pfarrer, er glaube nicht, etwas falsch gemacht zu haben. Zu den Reaktionen sagte er: "Es war, als hätte ich jemanden getötet."

Accorigi betonte, er habe keinen "außerordentlichen Kommunionspender" gehabt und sich deshalb für eine Ministrantin entschieden, die seiner Meinung nach "das reinste Herz" hatte. Die Szene wurde gefilmt und auf der ultrakonservativen Videoplattform "Gloria.tv" verbreitet, was zu wütenden Kommentaren und Hassmails führte. Von "liturgischem Horror" war ebenso die Rede wie von "Eucharistie als Fastfood". Ein anderes Blog forderte den Bischof zum Eingreifen auf: "Das war nicht nur ein liturgischer Horror, sondern ein beispiellos schwerwiegender Akt, der eine tief verwurzelte und weit verbreitete Unwissenheit über die Eucharistie widerspiegelt".

Bistum reagierte mit einer Warnung

Die Abteilung der Liturgie der Diözese Bergamo schaltete sich ein, aber nur, um den Pfarrer zu verwarnen. Neben den Hassmails aus ultrakonservativen Kreisen erhielt Accorigi auch Unterstützung von seinen Gemeindemitgliedern. "Wenn das Kind zur Erstkommunion gegangen ist, was plausibel erscheint, dann sollte es auch in der Lage sein, in einer solchen Ausnahmesituation die Eucharistie zu spenden", so ein Kommentar in den sozialen Medien.

Nach dem Kirchenrecht darf die Kommunion nur von Bischöfen, Priestern oder Diakonen gespendet werden. Unter bestimmten Umständen kann ein Priester einen "außerordentlichen Kommunionspender" hinzuziehen, wenn keine andere geweihte Person zur Verfügung steht oder wenn sich der Gottesdienst wegen der großen Zahl der Gottesdienstbesucher unnötig in die Länge ziehen würde. Außerordentliche Kommunionspender können auch auf Dauer bestellt werden, was im deutschen Sprachraum üblich ist. (mtr)