Kirche in Deutschland und Synodenprozesse: Die richtige Balance finden
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Mit der neuen Woche geht auch die Synodalität in eine neue Phase. Während in Rom gerade der erste Teil des Synodalen Prozesses abgeschlossen ist, beginnt am Freitag der Synodale Ausschuss in Essen. Vor lauter synodaler Begriffe weiß der normale Katholik wahrscheinlich schon gar nicht mehr, wie synodal er sein muss. Ein Modewort geht um, mit dem sich vieles rechtfertigen lässt. Und manches auch verhindern.
Nochmal zur Erinnerung: Der Synodale Weg war am Anfang. Er wollte keine richtige Synode sein, aber Kirchenreformen voranbringen, um die bleierne Zeit der Veränderungsbehäbigkeit zu beenden und Strukturen des Missbrauchs künftig zu verhindern. Während die Themen klar waren, blieb die Art und Weise seit 2019 ein Lernprozess mit einigen Schwächen.
Ganz anders Rom: Mit der 2021 begonnenen Bischofssynode will man bis zum kommenden Jahr neu definieren, wie man künftig in dieser Kirche zu Entscheidungen kommt. Auf das "wie" kommt es an. Dabei offenbart der Prozess, dass man nicht umhinkommt, Laien einzubinden (und sie sogar mitentscheiden zu lassen), sondern auch über Probleme der Kirche und deren Lösungsoptionen sprechen muss. Oder anders formuliert: Wer versucht, Diskussionen auf die Form zu konzentrieren, wird merken, dass es ohne Inhalte nicht geht.
Last but not least in der jüngsten synodalen Geschichte: Mit dem Synodalen Ausschuss, der sich in der kommenden Woche konstituiert, wird jetzt neu definiert, in welchem Verhältnis Forum und Inhalt in Deutschland stehen werden. Keine Frage: Die Inhalte müssen vorangebracht werden. Aber die Sensibilität für das Hören auf den anderen und dessen Positionen darf dabei nicht untergehen. Dafür braucht es auch jene, die sich bisher dem Synodalen Ausschuss verweigern. Die Runden Tische wurden zum Symbol für den vertrauensvollen Austausch, der auch zu Überraschungen führen kann.
Wer in den vergangenen Tagen die einzelnen Stimmen der Weltkirche zusammennimmt, wird schnell feststellen, dass die Themen, die in vergangenen Jahren in Deutschland diskutiert wurden, nicht singulär für dieses Land gelten. Die Erfahrungen der letzten Jahre aus Deutschland scheinen wertvoll gewesen zu sein, um den Dialog in Rom für die ganze Kirche fruchtbar zu gestalten.
Jetzt aber kommt es auf die nächsten Wochen an. Einerseits braucht es den Druck, um den eingeschlagenen Weg weiter mit Mut zu beschreiten. Andererseits braucht es die Demut und Bescheidenheit, nicht zu forsch eigene Erfahrungen in die weltkirchlichen Prozesse einzubringen. Ob die Synchronisierung der derzeit parallel stattfindenden Prozesse gelingt, werden die nächsten Wochen entscheidend zeigen. Jetzt liegt es an der Kirche in Deutschland, dafür die richtige Balance zu finden.
Der Autor
Thomas Arnold ist Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und Mitglied in der Grundwerte-Kommission zur Erstellung des CDU-Grundsatzprogramms.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.