Standpunkt

High Noon in Texas: Bischof Stricklands Absetzung und ihre Lehren

Veröffentlicht am 13.11.2023 um 00:01 Uhr – Von Jeremias Schröder OSB – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bischof Strickland wurde nach anhaltender Kritik an Papst Franziskus von diesem nun abgesetzt. Nach Ansicht von Abtpräses Jeremias Schröder zeigt dies auch, dass die Aufsicht über die Diözesen durch die Kurie verbessert werden muss.

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Die Absetzung von Bischof Strickland am 11. November hat weit übers katholische Milieu hinaus Aufmerksamkeit erregt. Zwischen den Zeilen kann man herauslesen, dass es weniger um die Papstkritik des streitlustigen Bischofs ging, und eher um die innere Führung seiner Diözese. In den letzten Jahren gab es etliche solcher Interventionen in Diözesen, mit starken Eingriffen bis hin zum halbfreiwilligen Rücktritt der Bischöfe. Bei einem Personalstand von über 3.000 aktiven Bischöfen ist es nicht überraschend, dass gelegentlich Dinge schiefgehen. Überraschend ist eher, dass es da immer einer außerordentlichen apostolischen Visitation bedarf, mit all dem Drama, das mit so einer Intervention einhergeht.

Die alltägliche Aufsicht über die Diözesen wird durch die Ad-limina-Besuche ausgeübt. Das Format betont sehr einseitig die Rolle der Bischöfe und der römischen Kurie. Untergebene und Volk kommen kaum zu Wort, am ehesten noch durch denunzierende Zuschriften. Das Ganze kommt aus der Tradition eines monarchischen Hofes und wirkt aus der Zeit gefallen.

Die gerade eben in Rom beendete Synode hat das auch erkannt. Im Abschlusspapier heisst es in Nr. 12: "Es sollen Strukturen und Verfahren zur regelmäßigen Überprüfung der Arbeit des Bischofs in rechtlich zu definierenden Formen entwickelt werden. Diese sollen sich befassen mit dem Stil seiner Autoritätsausübung, der wirtschaftlichen Verwaltung der Güter der Diözese, dem Funktionieren der Mitwirkungsgremien und dem Schutz vor jeder Art von Missbrauch. Eine Kultur der Rechenschaftslegung ist integraler Bestandteil einer synodalen Kirche, die die Mitverantwortung fördert. Sie schützt vor Missbrauch." (Eigene Übersetzung des Autors)

Bei den Ordensgemeinschaft gibt es ein funktionierendes Gegenmodell, die kanonische Visitation. Alle paar Jahre kommen Visitatoren und Fachleute, und prüfen die Provinz oder das Kloster auf Herz und Nieren, in all den Bereichen, die im Synodentext genannt sind. Auch die Zufriedenheit mit den Verantwortlichen wird abgefragt. Dem Oberen und der Gemeinschaft werden konkrete Hilfestellungen angeboten. Und das alles, bevor es zum texanischen Pistolenduell kommt.

Von Jeremias Schröder OSB

Der Autor

Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.