Der Weltgebetstag für Frauen ist für alle da
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Der Countdown läuft, denn in rund 100 Tagen ist es wieder so weit: Der jährliche Weltgebetstag der Frauen soll am 1. März 2024 stattfinden, doch steht die sonst so friedliche ökumenische Gebetsinitiative derzeit unter keinem guten Stern. Besonders im deutschen Sprachraum hat sich ein heftiger Streit an der Gebetsordnung des Themen-Landes Palästina, am Motivplakat und an Ausmalbildern für Kinder entzündet. Seit mehreren Wochen beherrschen Negativschlagzeilen über die antisemitische Tendenz der Informations- und Gebetstexte, erarbeitet von Christinnen in Palästina, den kirchlichen und öffentlichen Diskurs. Dem nicht genug, wurde für die Veranstalterinnen erst jetzt offensichtlich, dass die muslimisch-palästinensische Künstlerin aus Deutschland, die für die Gestaltung des Themenmotivs ausgewählt wurde, dem politisch-radikalen Spektrum zuzuordnen ist. Gerade hat das Bundesland Nordrhein-Westfalen eine mit ihr geplante Ausstellung in Köln abgesagt.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Gebetstexte eines Themenlandes des Weltgebetstags inhaltlicher Kritik ausgesetzt sind, Vergleichbares passierte schon 1994 – ebenfalls – bei Palästina und 2003 beim Libanon. Doch dieses Mal wogen die inhaltlichen Vorwürfe deutlich schwerer. Angesichts der aktuellen Eskalation des Nah-Ost-Konflikts blieb eine deutliche Distanzierung der Autorinnen der Gebetstexte wie der Künstlerin des Bildmotivs zum Massaker des 7. Oktober aus dem Gaza-Streifen trotz Aufforderung aus. Es kam also nicht von ungefähr, dass sich in der fast 100-jährigen Geschichte des Weltgebetstags der Frauen das eigentliche Anliegen, nämlich "informiertes Beten und betendes Handeln", plötzlich im freien Fall befand.
Mit der Entscheidung, die bisherigen liturgischen Texte einer Revision zu unterziehen und die kritisierten Bildvorlagen und Comic-Ausmalmotive nicht weiter zu verbreiten, hat das deutsche Weltgebetstagskomitee gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen. Die Verantwortlichen haben gut daran getan, die Veranstaltung nicht abzusagen, sondern einen Weg einzuschlagen, der den Weltgebetstag der Frauen wieder zu dem macht, was er sein möchte: ein Gebet für Frieden und Völkerverständigung von Frauen und für Frauen, ganz egal welcher Nation, Hautfarbe, Konfession, Kultur oder Religion.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB kommt aus Regensburg und ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem. Sie arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.