Wo bot die Kirche Raum für Trauer um die Opfer im Heiligen Land?
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Angelyn Peralta Aguirre, Paul Vincent Castelvi, Lorie Villarin Alacre und Grace Prodigo Cabrera: Das sind die Namen der drei Frauen und des Mannes von den Philippinen, die als Arbeitsmigranten in der häuslichen Altenpflege in den Kibbuzim in der Nähe des Gazastreifens gearbeitet haben und am 7. Oktober von den Terroristen der Hamas ermordet wurden. Alle vier waren katholische Christen und Mitglieder der Personalpfarrei "Zur Heiligen Familie" für alle katholischen Migranten und Asylsuchenden in Israel, deren Pfarrer ich bis Pfingsten dieses Jahres gewesen bin.
Yara Al-Amash, Viola Al-Amash, Abdelnour Al-Souri, Tariq Al-Souri, Lisa Al-Souri, Suhail Al-Souri, Majd Al-Souri, Julie Al-Souri, Elaine Tarazi, Marwan Tarazi, Nahid Tarazi, Suleiman Tarazi, Sanaa Al-Amash, Alia Al-Souri, Issa Al-Souri, Juliet Al-Souri und George Al-Souri: Das sind die Namen der 17 palästinensischen Kinder, Frauen und Männer, die am 19. Oktober durch einen Luftangriff der Israelischen Luftwaffe getötet wurden, als sie im Pfarrzentrum der Griechisch-Orthodoxen St. Porphyrius-Pfarrei in der Altstadt von Gaza-Stadt Zuflucht gesucht hatten. Der Luftschlag galt nach Angaben der israelischen Armee einem in der Nachbarschaft verorteten Kontroll-und Kommandozentrum der Hamas, der unbeabsichtigt auch das Pfarrzentrum beschädigt habe. Alle der genannten 17 waren Christen und Mitglieder der Pfarrei.
Elham Farah ist der Name der christlichen Palästinenserin, die als pensionierte Musiklehrerin jahrelang die Orgel ihrer Heimatpfarrei gespielt hat: der römisch-katholischen Pfarrei "Zur Heiligen Familie" in der Altstadt von Gaza-Stadt. Sie wurde am 12. November erschossen, als sie entgegen der Empfehlung der israelischen Armee ihre Pfarrkirche, in der sie mit 500 anderen Menschen Schutz gesucht hatte, verlassen hatte, um zu schauen, was von ihrem Haus nach den Luftangriffen noch übrig war.
Es ließen sich hier unzählige weitere Namen noch anfügen, und zwar von Juden, Muslimen, Drusen – und auch Buddhisten, da ja auch Arbeitsmigranten aus Thailand unter den Opfern des 7. Oktobers waren.
Ich hätte gehofft, dass die Kirchen in Deutschland die Geschichten dieser Menschen erzählen, auch die der Trauernden, der Verwundeten, der Traumatisierten, der Entführten, der Füchtenden und der Verzweifelten. Wo war der Raum für die Sprachlosigkeit, für die Trauer, für das Mitgefühl, für das Zuhören und vor allem für das Stehen unter dem Kreuz im Gebet?
Wir Mönche der Dormitio werden auch dieses Jahr in der Heiligen Nacht im Rahmen unserer traditionellen Weihnachtsaktion eine Rolle mit Namen die zehn Kilometer zu Fuß von unserer Abtei zur Geburtsgrotte in Betlehem bringen und sie im Gebet dem dort geborenen Fürst des Friedens, Jesus Christus, anvertrauen. Auf dieser Rolle werden diesmal sehr viele Verstorbene stehen. Einige durfte ich Ihnen kurz vorstellen.
Der Autor
Nikodemus Schnabel OSB ist Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem und Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.