Zu hässlich für den Dorfplatz: Pfarrer gewährt Weihnachtsbaum Asyl
"Der kann nur noch für ein Funkenfeuer verwendet werden", protestierte Stadträtin Helga Malischewski gegen den Weihnachtsbaum im baden-württembergischen Wiblingen. Eine zur Hälfte vertrocknete, zehn Meter hohe Fichte sollte in diesem Jahr den Ortskern des Ulmer Stadtteils zieren. Das sei "nicht stadtteilwürdig", urteilten lokale Medien. Stadträtin Malischewski setzte sich gegen das "demprimierend hässliche" Gewächs durch und der Baum musste weg. Nun bekommt der aussortierte Nadelbaum jedoch eine zweite Chance, wie der SWR am Dienstag berichtete.
Das Pfarramt der Klosterbasilika Wiblingen erbarmte sich und gewährte dem Gehölz Kirchenasyl. Der zuständige Dekan, Ulrich Kloos, war seit Ende Oktober erfolglos auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsbaum für seine Kirche. Kurzerhand wurde das hässliche Fichtlein zusammengestutzt und von vertrockneten Ästen befreit. Nun steht der Baum im Altarraum der barocken Klosterkirche. "Es ist fast schon eine weihnachtliche Geschichte", sagte Kloos dem SWR. Man gebe der verstoßenen Fichte eine Heimat – wie bei der Herbergssuche von Maria und Josef.
Das Kloster Wiblingen ist eine ehemalige Benediktinerabtei im Ulmer Süden. Nach der Säkularisation 1806 wurden Teile der barocken Anlage als Schloss und Kaserne genutzt. Auch das Universitätsklinikum Ulm zog in die Gebäude ein. Die Klosterkirche St. Martin wird heute wieder als Pfarrkirche genutzt. Papst Johannes Paul II. erhob sie 1993 zur Basilika minor. (ben)