Kardinal-Hengsbach-Straße in Bottrop wird umbenannt
Die Kardinal-Hengsbach-Straße in Bottrop wird umbenannt. Das hat die Bezirksvertretung Bottrop-Mitte in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, wie das "Neue Ruhr-Wort" am Sonntag berichtete. Hintergrund der Entscheidung sind die im September bekanntgewordenen Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Essener Bischof Kardinal Franz Hengsbach (1958-1991). Die Straße soll den Angaben zufolge künftig den Namen Am Vietshof tragen.
Das Abstimmungsergebnis für den neuen Namen fiel laut "Neuem Ruhr-Wort" mit sieben Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung allerdings knapp aus. Dass die Straße umbenannt werden soll, hatte die Bezirksvertretung jedoch bereits im Oktober beschlossen. Zuvor war bereits im benachbarten Gladbeck der Kardinal-Hengsbach-Platz umbenannt worden.
Große Zustimmung bei Anwohnern für Umbenennung
Im Oktober hatte die Bezirksvertretung die Stadtverwaltung beauftragt, die Umbenennung vorzubereiten und eine Anhörung der Anwohner und Anlieger durchzuführen. 36 unmittelbar Betroffene hätten die Gelegenheit bekommen, mögliche Bedenken zu äußern und so auf den Entscheidungsprozess Einfluss zu nehmen. "Gemessen an den Rückmeldungen lag die Quote der Zustimmung bei 78 Prozent – nur 22 Prozent lehnten eine Umbenennung ab. In 23 Fällen gab es keine Rückmeldung auf die Schreiben der Verwaltung und vier Anschreiben konnten nicht zugestellt werden", erklärte ein Sprecher der Stadt.
Im September hatte das Bistum Essen Missbrauchsvorwürfe gegen seinen früheren Bischof und Kardinal bekannt gemacht. Diese beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre, waren aber erst später gemeldet und zunächst für unplausibel erklärt worden. Dies sei ein Fehler gewesen, räumte die Diözese ein. Wenige Tage später sprach Essens aktueller Bischof Franz-Josef Overbeck von weiteren Betroffenen, die sich beim Bistum gemeldet hätten. Hengsbach war einer der prominentesten Kirchenmänner der Nachkriegsgeschichte und ist der erste deutsche Kardinal, der unter Missbrauchsverdacht steht. Unter anderem wird er beschuldigt, 1954 in seiner Zeit als Weihbischof des Erzbistums Paderborn eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. (stz)