Früherer Gottesdienstpräfekt habe Eid gebrochen

Papstbiograf: Kardinal Sarah soll Kardinalshut abgeben

Veröffentlicht am 09.01.2024 um 14:09 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Der emeritierte Kurienkardinal Robert Sarah hat die vatikanische Segnungserklärung "Fiducia supplicans" scharf kritisiert und zum Widerstand aufgerufen. Franziskus-Biograf Austen Ivereigh reagiert mit einer drastischen Forderung.

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Der frühere Präfekt des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Kardinal Robert Sarah, sollte nach Ansicht des britischen Vatikanexperten und Papstbiografen Austen Ivereigh seinen Kardinalshut abgeben. "Sarah hat den Papst der Häresie beschuldigt und damit seinen feierlichen Eid vor Gott gebrochen, den er als Kardinal abgelegt hat", schreibt Ivereigh auf der Plattform "X" (früher Twitter). "Er muss nun seinen roten Hut zurückgeben", heißt es weiter.

Unter anderem wirft der Papstvertraute dem ehemaligen Kurienkardinal Machtpolitik vor: "Wenn er von seinem Gewissen überzeugt ist, muss er schweigen und darauf vertrauen, dass die Geschichte und Gott ihn rechtfertigen", so Ivereigh weiter. Der britische Journalist gilt als Vertrauter von Papst Franziskus: Als Kardinal Raymond Burke Ende vergangenen Jahres von Franziskus mit Sanktionen belegt wurde, war es Ivereigh, der vom Papst selbst weitere Einblicke in die Hintergründe erhielt.

Kritik an Segnungsdokument

Sarah hat am Wochenende in einem Aufsatz die vatikanische Erklärung zur Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare, "Fiducia supplicans", scharf kritisiert. Darin unterstützt er den Widerstand einiger Bischofskonferenzen gegen die vom Vatikan unter bestimmten Umständen erlaubten Segnungen. Zudem warf Sarah Medien und Bischöfen vor, Lügen zu verbreiten, wenn sie behaupteten, die Kirche könne nun homosexuelle Partnerschaften segnen.

Robert Sarah wurde 2001 von Johannes Paul II. als Sekretär der damaligen Kongregation für die Evangelisierung der Völker nach Rom berufen und 2010 von Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert. Papst Franziskus ernannte ihn 2014 zum Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Dieses Amt übte er bis 2021 aus. Sarah ist einer der fünf Kardinäle, die Franziskus 2016 nach der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens "Amoris laetitia" sowie im Vorfeld der Weltsynode im vergangenen Oktober fünf Dubia zukommen ließen. Auch danach hat er Papst Franziskus öffentlich immer wieder widersprochen und kritisiert. (mtr)