Hoffnung auf Lösung des Liturgiestreits bei den Syro-Malabaren
Seit langem tobt im Großerzbistum Ernakulam-Angamaly einer indischen Ostkirche ein erbitterter Liturgie-Streit. In einem ungewöhnlichen Schritt rief Papst Franziskus im vergangenen Dezember in einer Videobotschaft zur Vernunft auf. "Im Namen des Herrn, zum geistlichen Wohl eurer Kirche, unserer Kirche, bitte ich euch, diesen Bruch wieder zu kitten", bat der Papst und setzte ein Ultimatum. Die Vorgaben der Synode der syro-malabarischen Kirche für eine einheitliche Liturgie müsste ab Weihnachten umgesetzt werden. Sonst müsste mit "großem Bedauern" zu entsprechende Sanktionen, etwa einem Ausschluss aus der Kirche, gegriffen werden.
Im Mittelpunkt der Konflikts in der syro-malabarischen Kirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche die Umsetzung eines Kompromisses, wonach der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und sich erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet ("Synodenmesse"). Organisationen von Priestern und Laien, der auch Leitungsmitglieder des Erzbistums angehören, lehnen den Kompromiss ab.
Die Liturgierebellen widersetzten sich mit einem Kniff dem päpstlichen Machtwort. Fast alle 328 Pfarreien der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly hielten "mit Respekt für Papst Franziskus" am Vormittag des 25. Dezember eine Messe nach den von der Kirchensynode genehmigten Regeln ab. Danach würden die Gottesdienste wieder auf gewohnte Weise gefeiert.
Hoffnung mit neuem Großerzbischof
Die Priester und Laien fordern vom Vatikan die Zustimmung zu einem mit dem päpstlichen Legaten Cyril Vasil SJ aus der Slowakei vereinbarten "Memorandum of Understanding", der im August und im Dezember 2023 als Friedensstifter nach Kerala entsandt worden war. Vasil, so die Priester und Laien gegenüber indischen katholischen Medien, habe das Memorandum nicht unterzeichnet. In dem 12-Punkte-Papier heißt es Berichten zu Folge, dass sonntags eine Synodenmesse in der Domkirche der Erzdiözese, gelegentliche Synodenmessen im Kleinen Priesterseminar und eine regelmäßige Synodenmesse in Wallfahrtszentren abgehalten wird, während sonst die Messe versus populum zelebriert wird.
Die Silvesterböller waren kaum verglüht, als sich im Januar die Ereignisse überstürzten. Papst Franziskus bestätigte die Wahl von Raphael Thattil (67) zum neuen Großerzbischof der syro-malabarischen Diözese Ernakulam-Angamaly. Thattil folgt auf den in einer Reihe von Skandalen verwickelten Kardinal George Alencherry (78), der am 7. Dezember von seinem Amt zurücktrat.
Drei Tage vor der feierlichen Amtseinführung von Thattil bekräftigte die Priestervereinigung "Rat zum Schutz der Erzdiözese" allerdings in einem Offenen Brief an die Bischöfe der Synode ihr Festhalten an der Feier der kompletten Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde. "Der Grund für diese Haltung ist, dass die heilige Messe versus populum ein natürliches Ergebnis der Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils ist und wir seit 1962 die Messe "versus populum" feiern, und es uns pastoral unmöglich ist, diese durch die synodale Form zu ersetzen", hieß es in dem Offenen Brief, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. "Als dauerhafte Lösung bitten wir Sie...die Messe versus populum als alternative Form der Feier innerhalb der Erzeparchie akzeptieren", hieß es in dem von Pater Jose Vailikodath als Sprecher des Rats unterzeichnetem Brief.
In dem Brief machten die Priester zudem deutlich ihren Frust über die ihrer Ansicht nach bisher nicht wirklich an einem Dialog interessieren Bischöfe Luft. "Im gegenwärtigen kirchlichen Szenario wollen Priester und Volk nicht, dass irgendein arroganter und aufgeblasener (self-imposing) Bischof ihr Anführer ist. Wir beten, dass alle unsere Bischöfe mit dem Geist Gottes erfüllt werden und die Zeichen der Zeit sorgfältig lesen, damit sie befähigt werden, die am besten geeignete Person als unseren Haupterzbischof auszuwählen und eine gütliche Lösung für die gegenwärtige liturgische Krise in unserer Kirche zu finden."
"Meine neue Rolle besteht darin, mit euch zusammenzuarbeiten"
Es bleibt abzuwarten, ob der neue Großerzbischof Thattil diese Person sein wird. Immerhin begrüßten zahlreiche Vertreter der Messe "versus populum" die Wahl von Thattil. Thattil habe als Bischof immer einen "freundschaftlichen" Umgang mit Priestern und Laien gepflegt, sagte Pater Vailikodath vom "Komitee zum Schutz der Erzdiözese" – der klerikalen Gegner der Synodenmesse dem katholischen Magazin "Crux", Er fügte hinzu: "Als solcher ist er ein Mensch, der an Dialog glaubt."
Der Kapuzinerpater Suresh Mathew, ehemaliger Herausgeber der katholischen Wochenzeitung Indian Currents, sagte gegenüber dem katholischen Nachrichtenportal "Matters India", Thattil sei "ein guter Hirte mit dem Geruch der Schafe", den man "immer bei den Menschen an der Peripherie sah". Auch die Laien verbinden mit Thattil die Hoffnung auf den "Beginn eines neuen Kapitels". Riju Kanjookaran, Sprecher der Organisation "Archdiocesan Moment of Transparency" (AMT) sagte gegenüber Ucanews: "Wir sind positiv und glücklich über unseren neuen Großerzbischof, der bodenständig ist." Erzbischof Thattil versicherte in einer Stellungnahme Ansprache nach seiner Wahl: "Meine neue Rolle besteht darin, mit euch zusammenzuarbeiten."