Bericht: Benedikt-XVI.-Verleger nahm an Geheimtreffen in Potsdam teil
Der Gründer und Gesellschafter des katholischen Lepanto-Verlags, Hans-Ulrich Kopp, hat laut Recherchen von "taz" und "Correctiv" ebenfalls an dem Geheimtreffen von Rechtsextremen im November vergangenen Jahres in Potsdam teilgenommen. Kopp sei auf Videoaufnahmen zu sehen, wie er zum Ende des Treffens am 26. November den Versammlungsort, ein Gästehaus in Potsdam (siehe Aufmacherbild), verlasse, berichtete die "taz" am Wochenende.
Das Recherchenetzwerk "Correctiv" hatte Mitte Januar über das Treffen berichtet, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilgenommen hatten. Bei der Versammlung sei es unter anderem um eine Strategie für eine massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland gegangen, sobald die AfD in Regierungsverantwortung komme. Die Berichterstattung von "Correctiv" löste scharfe Kritik an der AfD aus, in vielen deutschen Städten demonstrierten in den vergangenen Wochen Hunderttausende Menschen gegen die Partei.
"Tausendsassa in rechtsextremen Kreisen"
Kopp ist Bauunternehmer in Stuttgart und wird seit vielen Jahren dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet. Unter anderem war er laut "taz" Gründungsmitglied des Studentenverbandes der rechten Partei "Die Republikaner", Redakteur der dem Netzwerk der Neuen Rechten zugeordneten Zeitung "Junge Freiheit" und Vorsitzender der Alten Herren der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Danubia München. Außerdem soll er Mitglied im Witikobund sein. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von Sudetendeutschen und steht seit langem in der Kritik, viele Gründungsmitglieder waren vor 1945 nationalsozialistische Funktionäre. Die "Frankfurter Rundschau" bezeichnete Kopp vor einigen Jahren als "Tausendsassa in rechtsextremen Kreisen".
2007 gründete Kopp gemeinsam mit anderen Gesellschaftern den heute im mittelfränkischen Rückersdorf residierenden Lepanto-Verlag, der nach eigenen Angaben "theologische Literatur, die Glaubensfreude und Bekennertum ausstrahlen soll, aber auch Werke zur Philosophie und Kulturgeschichte, die sich aus der Vielfalt des abendländischen Geisteslebens speisen", herausgibt und Mitglied im Katholischen Medienverband ist. Mit Abstand prominentester Autor des Verlags ist der verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. (2005-2013), von dem dort 2012 – also noch während seines Pontifikats – das Buch "Kirchenlehrer der Neuzeit" veröffentlicht wurde.
Katholischer Medienverband droht mit Verbandsausschluss
Auch der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat im Lepanto-Verlag veröffentlicht: Im vergangenen Jahr erschien dort sein gemeinsam mit Lothar C. Rilinger verfasstes Buch "Der Souverän der Kirche ist Gott. Gespräche über Kirche, Philosophie und Politik". Müller gilt als konservativer Gegenspieler von Papst Franziskus und wurde während der Corona-Pandemie mit verschwörungsideologischen Aussagen auffällig.
Laut "taz" reagierte Hans-Ulrich Kopp nicht auf eine Anfrage zu seiner Teilnahme an dem Geheimtreffen. Die Deutsche Bischofskonferenz habe das Treffen dagegen auf Anfrage als "menschenverachtend und völlig inakzeptabel" verurteilt. Der katholische Glaube gehe von der gleichen Würde aller Menschen aus. "Daher sind derartige Vorhaben mit dem katholischen Glauben in keiner Weise vereinbar", so ein Sprecher. Zu den Publikationen von Benedikt XVI. und Kardinal Müller im Lepanto-Verlag äußerte er sich den Angaben zufolge nicht. Ein Sprecher des Katholischen Medienverbands erklärte laut "taz", dass für rechtsextreme Verfassungsfeinde kein Platz in dem Verband sei. Sollte sich die Recherche der Zeitung bewahrheiten, werde man umgehend einen Verbandsausschluss einleiten. (stz)