Auch die Kirche hat ein Problem mit Rechtsradikalen
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Nachdem bekannt geworden war, dass unter anderem Politiker*innen der AfD bei einer Veranstaltung die millionenfache Vertreibung von Menschen aus Deutschland diskutiert hatten, meldete sich Essens Bischof Franz-Josef Overbeck zu Wort: "Die AfD hat sich von den demokratischen Grundsätzen entfernt. Die Partei ist für Katholiken nicht wählbar. Sie darf man nicht wählen." Und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erklärte: "Eine Schnittmenge zwischen Christentum und AfD existiert nicht."
Natürlich teile ich diese Überzeugungen. Und doch muss hinzugefügt werden: Es gibt Katholik*innen, die – leider! – auch aus ihren Glaubensüberzeugungen heraus die AfD unterstützen. Anknüpfungspunkte sind etwa Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Antigenderismus. Besonders betroffen sind laut der Theologin Sonja Strube kirchliche Orte, an denen "Glaube geprägt ist von dualistischem Denken, rigidem Urteilen und Handeln, einer misstrauisch-feindseligen Grundhaltung".
Der Soziologe Richard Faber zeigt Verbindungen zwischen "katholisch" und "rechtsradikal" auf: Der Staatsrechtler Carl Schmitt leitete seine Theorien aus dem römischen Katholizismus ab – wurde 1933 NSDAP-Mitglied und nannte die antisemitischen Nürnberger Gesetze eine "Verfassung der Freiheit". Schmitts Texte werden bis heute in rechten Kreisen gelesen und etwa von Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die diesjährige Europawahl, zitiert. Krah inszeniert sich auf Instagram als Katholik: etwa bei der Aufbahrung von Papst Benedikt XVI. oder als Gast im erzkonservativen "Institut Christus König und Hohepriester", lächelnd neben Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco.
Ich bin froh, dass die deutschen Bischöfe, darunter auch Bischof Georg Bätzing, und mit ihnen viele engagierte Katholik*innen, die Demonstrationen gegen den Rechtsradikalismus unterstützt haben. Doch es braucht mehr: Wir Katholik*innen müssen rechtsradikale Ideen auch und gerade in der Kirche bekämpfen.
Der Autor
Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.