Wo bleibt der ökumenische Appell gegen Rechtsextremismus?
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Vor zwei Wochen haben sechs nord-ostdeutsche Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung vor einer Wahl der AfD gewarnt. Auch Laien haben sich am vergangenen Samstag dem Appell angeschlossen, die Diözesan- bzw. Katholikenräte der Bistümer Görlitz, Dresden-Meißen, Erfurt, Magdeburg und des Erzbistums Berlin wandten sich gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus und mahnten, die Grenzen des Sagbaren würden immer weiter verschoben. Sie machten dafür "insbesondere die AfD verantwortlich, von der wir uns klar distanzieren", so die gemeinsame Erklärung.
Das ist ein wichtiges Zeichen angesichts des drohenden Rechtsrutsches in drei ostdeutschen Bundesländern sowie bei der anstehenden Kommunal- und Europawahl. Der sächsische evangelische Landesbischof Tobias Bilz lobte das gemeinsame Wort der katholischen Glaubensgeschwister: "Was das für einen Hall macht", sagte er im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Auch Bilz, auch andere evangelische Landesbischöfe hatten sich in den vergangenen Tagen und Wochen deutlich positioniert. "Ich staune darüber, wir medienwirksam wir auch hier in der Diaspora wahrgenommen werden, wenn wir Klartext sprechen", sagte er in dem Interview.
Doch: Warum geht dann nicht mehr ökumenisch? Warum gibt es kein gemeinsames Wort aller Christinnen und Christen, der katholischen und evangelischen Bischöfe? Welche Wirkung könnte erst ein gemeinsames Auftreten entfalten? Dass die Ökumene schon mal bessere Tage erlebt hat, darauf hat zuletzt Kölns Weihbischof Rolf Steinhäuser hingewiesen: Auf Arbeitsebene funktioniere es gut, "die Häuptlinge halten aber demonstrativ Distanz", sagte er. Das Jahr des Reformationsjubiläums 2017 sei das letzte gute Jahr gewesen bei der Annäherung der Konfessionen, inzwischen lebe man nebeneinander her. Höchste Zeit, dass sich das wieder ändert. Der Kampf für unsere Demokratie sollte doch ein mehr als guter Grund dafür sein.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
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Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.