Ein Heilsversprechen für alle
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Der heutige Abschnitt aus dem Markusevangelium erzählt von einer Heilung. Bereits gelesen haben wir bei Markus, dass Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt hat, also eine Person aus seinem näheren Umfeld, mit der er über Petrus verbunden ist. Auch von den zahlreichen Heilungen an Menschen aus der Stadt Kapharnaum, in der Jesus bisher öffentlich aufgetreten ist, hat Markus schon berichtet. Zu diesen Menschen hatte Jesus keine engere Beziehung, aber sie sind Teil der Stadtgemeinschaft Kapharnaums. Im Tagesevangelium heute macht der Evangelist erzählerisch deutlich, dass der Heilswille Jesu nicht nur seine Freunde und Bekannten umfasst und auch nicht begrenzt ist auf die Mitglieder der anerkannten städtischen Gesellschaft: Jesus heilt einen Menschen, der an Aussatz leidet und deswegen außerhalb der Stadt leben muss. Seine für alle sichtbare Krankheit schließt ihn von jeglicher Gemeinschaft aus. Er muss isoliert außerhalb der Städte und Dörfer leben und alle Menschen, die ihm begegnen, auf sich und die vom Kontakt mit ihm ausgehende Gefahr hinweisen. Was das bedeuten kann, ist den meisten Menschen spätestens seit der Coronapandemie auf existenzielle und schmerzliche Weise bewusst.
Der Mensch in unserem Tagesevangelium ergreift selbst die Initiative. Er kommt zu Jesus, er bittet ihn um Hilfe und er fällt vor ihm auf die Knie. Damit bricht er die Konventionen, die für einen an Aussatz leidenden Menschen gelten, rettet sich damit aber zugleich aus der Passivität. Mit einem Glaubensbekenntnis, das zugleich Bitte ist, spricht er Jesus an. Er ist davon überzeugt, dass Jesu Heilswille auch ihn einschließt. Jesu Reaktion könnte in der griechischen Sprache nicht emotionaler formuliert werden. Was im Deutschen "Mitleid haben" ist, wird im griechischen Text mit dem Wort splagizomai beschrieben, was soviel heißt wie "in den Eingeweiden bewegt sein". Aus dieser innersten Bewegtheit heraus formuliert er klar und eindeutig seinen Heilswillen: für den Menschen, der da vor ihm steht und stellvertretend damit für die Menschen, die isoliert und ausgegrenzt von jeder Gemeinschaft leben müssen. Dass dieser Heilswille nicht nur der Jesu ist, sondern auch der seines Vaters, macht der Evangelist durch die passivische Formulierung der tatsächlichen Heilung deutlich. Jesus berührt den Menschen und bricht damit jede Regel zum Umgang mit Aussätzigen. Er holt ihn mit seiner Berührung und seiner Zuwendung zurück in eine Gemeinschaft ganz neuer Qualität, in die Gemeinschaft des anbrechenden Reiches Gottes. Gott selbst ist es, der den Menschen von seiner Krankheit, von seinem Aussatz befreit und damit Jesu Handeln autorisiert und unterstreicht.
Lasse ich mich eigentlich noch ganz konkret im tiefsten Inneren vom Leid anderer Menschen berühren? Und werde ich als Gemeinschaftsstiferin zum Werkzeug des angebrochenen Reiches Gottes? Mich nimmt dieses kurze Evangelium immer wieder neu in die Pflicht, genau das zu bedenken.
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 1,40–45)
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis.
Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
Die Autorin
Schwester Jakoba Zöll ist Olper Franziskanerin. Sie arbeitet an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und schreibt an Ihrer Promotion.
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