Ministranten: Wir bekommen keine dummen Sprüche für unser Engagement
Mia Rothermel (16) und Philipp Bader (13) sind Ministranten in der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal im Bistum Augsburg. Im kommenden Sommer werden beide zum ersten Mal an der Internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom teilnehmen – wie rund 50.000 andere Jugendliche aus Europa, darunter 35.000 aus Deutschland. Rothermel und Bader waren am Dienstag Gast bei einem Pressegespräch während der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, bei der über den Stand der Vorbereitung informiert wurde. Im Interview berichten sie, was sie vom Besuch in der Ewigen Stadt erwarten, wie sie sich darauf einstimmen und was ihnen am Ministrant-Sein besonders gefällt.
Frage: Mia, wie ist es dazu gekommen, dass du Ministrantin geworden bist? Ist es bei euch in der Pfarreiengemeinschaft üblich, dass junge Menschen das nach der Erstkommunion einfach machen? Oder hast du dich bewusst dazu entschieden?
Rothermel: Unser Pfarrer war in der dritten Klasse mein Religionslehrer. Der hat uns gefragt, wer nach der Erstkommunion Ministrant werden möchte. Dann habe ich mich dazu entschieden, Ministrantin zu werden.
Frage: Und wie war es bei dir, Philipp?
Bader: Unser jetziger Oberministrant hat mich nach der Erstkommunion angesprochen und mich gefragt, ob ich Ministrant werden will. Ich fand das sehr spannend, weil mein Bruder auch Ministrant ist. Deswegen habe ich es auch gemacht.
Frage: Was macht euch am Ministrant-Sein besonders Spaß?
Rothermel: Es gibt immer sehr schöne Aktionen, zum Beispiel das Ministrantenwochenende. Aber auch besondere Messen, wie die an Ostern.
Bader: Mir gefällt die Liturgie. Es ist immer ganz toll, bei den Messen mitzuhelfen, damit sie einen schönen Rahmen bekommen.
Frage: Viele Gemeinden machen sich Sorgen, ob es künftig überhaupt noch genügend Ministranten bei ihnen geben wird. Spürt ihr in eurer Pfarrei einen Nachwuchsmangel?
Rothermel: Nein, wir haben genügend Zulauf. Auch in diesem Jahr wird es sehr viele geben, die mit dem Ministrieren anfangen. Da haben wir gar keinen Mangel. Das liegt sicher auch daran, dass es unter uns Minis eine gute Gemeinschaft gibt.
Frage: Wie groß ist eure Gruppe insgesamt?
Rothermel: Wir sind 120 in der ganzen Pfarreiengemeinschaft. Die teilen sich auf die fünf Pfarreien der Gemeinschaft auf.
Frage: Das ist eine stolze Zahl. Es gibt aber zahlreiche junge Leute, die für die Kirche nicht mehr viel übrighaben. Ihr engagiert euch ganz bewusst. Müsst ihr euch in eurem Freundeskreis manchmal dafür rechtfertigen?
Rothermel: Nein, bei mir gab es noch nie dumme Sprüche.
Bader: Bei mir auch nicht wirklich. Die meisten Freunde sehen das entspannt. Manche finden es sehr gut. Andere sagen, dass das für sie nichts wäre, aber es gibt keine Anfeindungen oder so etwas.
Frage: In der Kirche gibt es aktuell viele Debatten über die Rolle der Frau und über mehr Mitbestimmung von Nicht-Priestern. Spielt das in eurer Ministrantengruppe eine Rolle? Wird dort auch darüber diskutiert?
Rothermel: Nein, das spielt keine Rolle bei uns.
Frage: Wenn wir auf die Rom-Wallfahrt schauen: Ihr seid beide zum ersten Mal dabei. Was reizt euch daran, mitzufahren?
Rothermel: Ich freue mich besonders auf das Zusammentreffen mit den Jugendlichen aus aller Welt. Ich bin auch sehr gespannt, wie die Audienz mit dem Papst auf dem Petersplatz sein wird.
Bader: Ich freue mich besonders auf die Messen in den römischen Kirchen. Vor allem deren Architektur begeistert mich. Ich freue mich auch auf das italienische Essen (lacht). Und was ich noch toll finde: die Gemeinschaft mit den Freunden, die mitkommen.
Frage: Wie bereitet ihr euch als Gruppe auf die Fahrt vor?
Rothermel: Es gibt mehrere Treffen, bei denen wir uns kennenlernen können, weil sich manche aus unserer Gruppe untereinander noch gar nicht richtig kennen. Da werden wir auch den Ablauf durchsprechen. Wir haben uns einige Aktionen überlegt, um Geld für die Fahrtkosten zu sammeln: Wir verkaufen Socken und veranstalten einen italienischen Abend.
Frage: Was glaubt ihr denn, was euch in Rom erwartet?
Bader: Ich erwarte sehr große Menschenmassen, denn es sind 50.000 Teilnehmer angekündigt. Ich bin überzeugt, dass es ein friedliches Glaubensfest wird.