Neuer Erzbischof Bentz: Auch Gemeinden gegen AfD gefordert
Nach der Warnung der Bischöfe vor der AfD sieht der neue Erzbischof von Paderborn, Udo Markus Bentz, die Kirchengemeinden gefordert. Wer in der AfD ein Mandat habe, könne nicht in einer Pfarrgemeinde ein Amt oder ein Mandat haben, sagte Bentz am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ob dieses Nein auch für einfache AfD-Mitglieder gelte, die im Pfarrgemeinderat mitarbeiten wollen, liege nicht nur in der Verantwortung der Bischöfe: "Unser Positionspapier der Bischofskonferenz ist sehr klar. Jetzt sind auch die Pfarrgemeinden gefordert, sich klar zu positionieren, die konkrete Situation zu bewerten und zu sagen: Nein, das geht nicht." Der bisherige Mainzer Weihbischof wird an diesem Sonntag in sein Amt als Erzbischof von Paderborn eingeführt. Er folgt auf den im Oktober 2022 zurückgetretenen Erzbischof Hans-Josef Becker (75).
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende Februar einstimmig eine Erklärung beschlossen mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar". Darin grenzen sich die Bischöfe von der AfD ab und bezeichnen sie als für Christen nicht wählbar.
Zudem sprach sich der künftige Erzbischof für eine engere Zusammenarbeit der katholischen Bistümer in Deutschland aus. "Es geht oftmals sehr viel mehr gemeinsam, ohne das Eigene zu verlieren, als man denkt. Etwa bei Verwaltung, Finanzen und Kommunikation", sagte Bentz. "Natürlich haben wir da noch ein Bewusstsein von Kleinstaaterei, das sich durchzieht. Da ist ein Bewusstseinswandel nötig."
Gemeinsame Angebote der Seelsorge
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen könnten die Bistümer dadurch Geld sparen und profilierter auftreten, sagte Bentz. Dies gelte auch für gemeinsame Angebote der Seelsorge. Denn die Bindung an die Kirchengemeinde vor Ort spiele in einer digitalisierten Welt nicht mehr die gleiche Rolle wie früher.
Bentz, der in der deutschen Bischofskonferenz für den Nahen und Mittleren Osten zuständig ist, forderte außerdem, dass sich die "katastrophale humanitäre Situation" im Gazastreifen dringend ändern müsse. "Das kann so nicht sein." Insgesamt sei die Lage im Nahen Osten aber "sehr viel komplexer, als wir es gerne hätten".
Dabei brächten die Kirchen in Deutschland mit der Geschichte der Schoah im Hintergrund eine eigene und andere Sichtweise ein als etwa Kirchenvertreter aus England, Südafrika oder den USA. "Dann muss und darf es dazu nicht uniforme Stellungnahmen geben. Das Ganze ergibt sich erst in der komplementären Wahrnehmung", sagte Bentz. Für die Kirchen gehe es aber nicht allein um politische Fragen. Vielmehr hätten die Glaubensgeschwister im Heiligen Land Priorität: Christen, die israelische Staatsbürger sind wie auch arabische Christinnen und Christen. (mal/KNA)