Standpunkt

Sympathien gelten anscheinend immer den Tätern

Veröffentlicht am 11.03.2024 um 00:01 Uhr – Von Michael Böhnke – Lesedauer: 

Bonn ‐ Am heutigen 11. März wird der Opfer terroristischer Gewalt gedacht. Gerade nach den Vorfällen auf der diesjährigen Berlinale wäre dieser Tag eine gute Gelegenheit, sich kulturpolitisch eindeutig zu positionieren, kommentiert Michael Böhnke.

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Am 11. März 2004, also heute vor 20 Jahren, starben nach einem fürchterlichen Terroranschlag in Madrid 191 Menschen, mehr als 1.800 wurden verletzt. In vier Vorortzügen waren am frühen Morgen zehn Sprengsätze explodiert. Verantwortlich war nicht, wie zunächst vermutet, die ETA. Die Anschläge, es waren die schwersten Terroranschläge in der Geschichte Spaniens, gingen auf das Konto einer islamischen Terrorgruppe. Seit 2005 ist der 11. März Europäischer Gedenktag für die Opfer des internationalen Terrorismus. Seit 2022 wird der 11. März in Deutschland zudem als Nationaler Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt begangen.

Eine terroristische Gruppe hat nach dem Journalisten und Historiker Andreas Elter immer einen von ihr selbst definierten Feind. Sie will Angst und Schrecken verbreiten. Sie wendet als primäres Mittel physische Gewalt an, auch wenn psychische Wirkungen intendiert sind. Der Tod Unbeteiligter wird geplant oder billigend in Kauf genommen. Sie hat in der Regel eine Unterstützer- und/oder Sympathisantenszene, welche ihre politisch, ideologisch oder religiös motivierten Ziele teilt.

Sympathien gelten anscheinend immer den Tätern. Es gehört zum Schicksal unschuldiger Opfer terroristischer Gewalttaten, über keine Sympathisantenszene zu verfügen. Die skandalöse Politisierung der mit 13 Millionen Euro geförderten Berlinale zugunsten der Palästinenser nach dem terroristischen Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 ist nur ein Beleg.

Es ist gut, dass die Bundesregierung sich mit dem Gedenktag dazu bekennt, sich umfassend für die Opfer terroristischer Gewalt einsetzen zu wollen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser versprach am 11. März 2022 in einem Gastbeitrag für die FAZ, "dass wir uns – in allen staatlichen Stellen – mit mehr Empathie und mehr Unterstützung den Menschen zuwenden, deren Leben durch Anschläge dramatisch verändert wurde".

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland, hätte die Gelegenheit, sich kulturpolitisch eindeutig zu positionieren. Sie sollte den heutigen Tag nutzen.

Von Michael Böhnke

Der Autor

Michael Böhnke ist Professor für systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Außerdem ist er Ethik-Beauftragter des Deutschen Leichtathletikverbands.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.