Treffen im Vatikan zeigt: Kirchliche Reformen brauchen zu viel Zeit
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Der Vatikan und die Deutsche Bischofskonferenz haben nach langem hin und her bezüglich des Synodalen Wegs offenbar einen Kompromiss gefunden. Jahrelang gab es Post und Stoppschilder aus Rom, die die Deutschen angeblich ignorierten, und Beteuerungen von deutscher Seite, zum Gespräch offen zu sein, aber keinen Termin im Vatikan zu bekommen. Am Freitag fanden endlich weitere Beratungen statt und die im Anschluss veröffentlichte gemeinsame Erklärung der Bischöfe und des Heiligen Stuhls zeugt davon, dass beide Seiten aufeinander zugegangen sind.
Es ist "von einer positiven und konstruktiven Atmosphäre" die Rede und es seien "Differenzen und Übereinstimmungen" benannt worden, heißt es im Pressestatement. Man habe einen "regelmäßigen Austausch zwischen den Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und dem Heiligen Stuhl über die weitere Arbeit des Synodalen Weges und des Synodalen Ausschusses vereinbart". Den "Synodalen Ausschuss", der einen "Synodalen Rat" vorbereiten sollte, hatte der Vatikan bislang abgelehnt. Es wird ihn also weiterhin geben, denn er taucht nun in dem gemeinsamen Dokument auf.
Allerdings sind auch Einschränkungen offensichtlich. Zum Gespräch waren nur die deutschen Bischöfe geladen und keine Vertretung der Laien, etwa des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das den Synodalen Weg gemeinsam mit weiteren gewählten Personen maßgeblich prägte. Besonders deutlich wird das auf dem Gruppenfoto aus dem Vatikan: Von den 16 Personen sind nur zwei Laien, die Generalsekretärin und der Sprecher der Bischofskonferenz. Die Rolle der Frau scheint wieder einmal – leider – an den Rand gedrängt.
Alles müsse zudem in Übereinstimmung mit der Kirchenlehre, dem Kirchenrecht und den Ergebnissen der anstehenden Versammlung der Weltsynode im Herbst 2024 und anschließend dem Vatikan zur Approbation vorgelegt werden. Es sieht danach aus, dass die Arbeit nur in einem deutlich verlangsamten Tempo weitergehen kann und wohl noch viele Jahre dauern wird. Es braucht Geduld und einen langen Atem. Die Frage ist, ob angesichts der Kirchenkrise und der vielen frustrierten Austritte für so ein Engagement überhaupt noch Menschen bereit sind.
Die Autorin
Agathe Lukassek ist Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hildegardis-Verein mit Sitz in Bonn.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.