Tipps für Rom-Pilger: Die Kar- und Ostertage in der Ewigen Stadt
Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Die Karwoche, die mit dem Palmsonntag beginnt und im Triduum der Österlichen Drei Tage ihren Höhepunkt erreicht, führt tief hinein in das Geheimnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Natürlich können die Kar- und Ostertage in besonderer Weise im Heiligen Land gefeiert werden, denn dort befindet sich mit der Grabeskirche in Jerusalem die Stätte, an der Jesus nach seinem Tod am Kreuz von Gott auferweckt wurde. Wem eine Pilgerreise nach Israel wegen des Krieges in Nahost derzeit zu gefährlich scheint, der kann auch in Rom beeindruckende Ostertage verbringen. Die Ewige Stadt ist Bischofssitz des Papstes und Zentrum der Weltkirche. Rom ist zudem zur Heimat vieler Reliquien geworden, die in einem direkten Zusammenhang mit der Passion Jesu stehen. Katholisch.de hat zusammengetragen, welche Gottesdienste und Kirchen für Pilger und Touristen in Rom besonders interessant sind.
Papst Franziskus ist nicht nur der Hirte der ganzen Weltkirche, sondern auch der Bischof von Rom. In dieser Funktion feiert das Kirchenoberhaupt die Gottesdienste der Karwoche. Die Messe am Palmsonntag wurde auf dem weltberühmten Petersplatz gefeiert. Dort findet der Gottesdienst in der Regel statt – falls das Wetter es zulässt. Denn die Monate, in denen die Kar- und Ostertage liegen können (März und April), zählen zur römischen Regenzeit, den wenigen Monaten im Jahr, in denen sich in der italienischen Hauptstadt öfters die Schleusen des Himmels öffnen. Doch normalerweise ist das Wetter so gut, dass der Papst den Palmsonntagsgottesdienst auf dem Platz vor dem Petersdom feiern kann. Zu bewundern waren dabei besonders die "Parmureli" genannten Palmwedel. Sie werden nach alter Tradition kunstvoll aus Palmzweigen geflochten. Ansonsten wurden auch Olivenzweige für den Palmsonntag verwendet.
Am Morgen des Gründonnerstags feiert Franziskus die Chrisammesse. In dieser nur einmal im Jahr gefeierten Liturgie weiht er als römischer Bischof die drei heiligen Öle, die im Besonderen für die Spendung der Sakramente verwendet werden. Es ist auch der Gottesdienst, in dem alle Priester des Bistums Rom dazu eingeladen sind, mit ihrem Bischof im Petersdom zu konzelebrieren – ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Diözesanklerus und Oberhirte. Die Messe von Letzten Abendmahl am Abend des Gründonnerstags begeht Franziskus unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem Gefängnis der Stadt. Dort wäscht er Häftlingen die Füße, in Anlehnung an diesen Akt der Nächstenliebe Jesu, von dem im Johannesevangelium berichtet wird. Die Liturgie des Karfreitags feiert der Papst wiederum öffentlich im Petersdom. Besonders eindrucksvoll ist der nächtliche Kreuzweg am Kolosseum. Obwohl dort wahrscheinlich nie Christen als Opfer der Verfolgung im Römischen Reich getötet wurden, steht der Kreuzweg auch immer im Zeichen des Gedenkens an die bedrängten Katholiken in aller Welt. Für dieses Jahr hat Papst Franziskus sogar persönlich die Texte für die Meditationen des Kreuzwegs verfasst.
Mit der Osternacht am Samstagabend beginnt Franziskus die liturgischen Feierlichkeiten der Auferstehung Christi im Petersdom. Am darauffolgenden Sonntagvormittag zelebriert der Papst die Ostermesse auf dem Petersplatz im Beisein vieler Zehntausender Gläubiger. Höhepunkt des Ostersonntags ist der traditionelle Segen "Urbi et Orbi", den der Papst von der Benediktionsloggia des Petersdoms allen Anwesenden, aber auch den Gläubigen spendet, die ihn im Radio, Fernsehen oder im Internet verfolgen. Mit diesem Segen über "die Stadt und den Erdkreis" am Ostersonntag und an Weihnachten ist ein vollkommener Ablass der Sündenstrafen verbunden. Bei der Bestellung der Karten für die Gottesdienste des Papstes an den Kar- und Ostertagen sind das deutschsprachige Pilgerzentrum in Rom oder die Präfektur des Päpstlichen Hauses behilflich.
Auch deutschsprachige Gottesdienste in Rom
Bei den Gottesdiensten mit dem Papst kommen Rom-Pilger aus der ganzen Weltkirche zusammen. In vielen der Liturgien werden verschiedene Sprachen verwendet, um auf die Gläubigen aus den anwesenden Nationen und Sprachgruppen einzugehen. Doch die Hauptsprachen der päpstlichen Gottesdienste sind selbstverständlich Italienisch und Latein. Wer die Kar- und Ostertage lieber in seiner deutschen Muttersprache begehen möchte, kann für die Liturgien die Kirche Santa Maria dell'Anima ansteuern, die sich in unmittelbarer Nähe der beliebten Piazza Navona in der Altstadt von Rom befindet. Das Päpstliche Institut geht auf eine Stiftung aus dem 14. Jahrhundert zurück und ist die frühere Nationalkirche des Heiligen Römischen Reiches. Heute ist die "Anima" die Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Rom. In der Renaissancekirche aus dem 16. Jahrhundert werden alle Gottesdienste der Kar- und Ostertage in deutscher Sprache gefeiert.
Ebenfalls auf Deutsch sind die Liturgien in der Kirche des Campo Santo Teutonico. Die Wurzeln des "deutschen Friedhofs" innerhalb der Mauern des Vatikan reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück. Heute beherbergt der Campo Santo neben dem Gräberfeld und der Kirche auch ein deutschsprachiges Priesterkolleg und ein wissenschaftliches Institut. Wer die dortigen Gottesdienste besuchen möchte, muss die Sicherheitskontrolle des Vatikan passieren und an den Schweizergardisten vorbei. Ein Besuch des Friedhofs der Deutschen ist daher ein besonderes Erlebnis. Neben den deutschsprachigen katholischen Liturgien bietet auch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Rom Gottesdienste auf Deutsch über die Kar- und Ostertage an. Sie werden in der Christuskirche südlich des großen Parks Villa Borghese gefeiert.
Wer auf einen Besuch der massenhaft besuchten Gottesdienste mit Papst Franziskus verzichten mag und vielleicht auch etwas Italienisch versteht, kann sich ein ganz individuelles liturgisches Programm für seinen Rom-Besuch zusammenstellen. Über 900 Kirchen soll es in der Ewigen Stadt geben – da ist nicht nur für jeden Geschmack, sondern für viele Gelegenheiten im Kirchenjahr ein passendes Gotteshaus dabei. So ist für den Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag etwa die Kirche Santa Maria in Trastevere eine gute Empfehlung. Die Basilika im Ausgehviertel Trastevere wird von der Laien-Gemeinschaft Sant'Egidio betreut. Die Mitglieder von Sant'Egidio treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Abendgebet und sind besonders im sozialen Bereich engagiert. Sie kümmern sich intensiv um die Armen und Obdachlosen in Rom und in Krisengebieten weltweit. Am Gründonnerstag steht mit der Fußwaschung ein Zeichen für die liebende Hingabe Gottes an die Menschen im Zentrum der Liturgie. Die Mitglieder von Sant'Egidio leben diese Hingabe an die Bedürftigen durch ihr Engagement aus dem christlichen Glauben.
Für die Wahl einer passenden Kirche am Karfreitag kann die Stationsliturgie der Stadt Rom eine Hilfe sein. Dieser Brauch, der bis ins 5. Jahrhundert zurückgeht, will durch Gottesdienste des Papstes in unterschiedlichen Kirchen seiner Bischofsstadt dessen Verbindung mit dem Volk Gottes ausdrücken. Traditionell wird der Karfreitag in der Kirche Santa Croce in Gerusalemme begangen. In dem Gotteshaus befindet sich die Helenakapelle, deren Boden mit Erde aus dem Heiligen Land bedeckt gewesen sein soll. Daher stammt auch der ungewöhnliche Name: Heiliges Kreuz in Jerusalem. In der Kirche befinden sich zudem zahlreiche Reliquien aus dem Umfeld des Kreuzes, an dem Jesus gestorben sein soll: der Kreuzestitulus INRI, zwei Dornen der Dornenkrone, ein Nagel der Kreuzigung und weitere heilige Gegenstände. Am Karfreitag werden einige dieser Reliquien zur Verehrung auf dem Altar der Kirche ausgestellt.
Viele weitere Reliquien, die eine Verbindung zum Leiden und zum Tod Christi haben, wurden im Lauf der Jahrhunderte nach Rom gebracht. Die größte ist sicherlich die Scala Santa, die Heilige Treppe, über die Jesus im Palast von Pontius Pilatus gehen musste, als er zum Verhör durch den Statthalter geführt wurde. Die Überlieferung besagt, dass sie von Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, aus Jerusalem nach Rom gebracht wurde. Traditionell wird sie nur kniend bestiegen. Ein Besuch bei der Scala Santa bietet sich auch deshalb an, weil sie in der Nähe der Kirche Santa Croce in Gerusalemme liegt. Der Karsamstag ist der Tag Grabesruhe Christi und sollte dementsprechend besinnlich begangen werden. Eine gute Möglichkeit diesen Tag spirituell zu betrachten ist für Rom-Pilger ein Besuch in einer Katakombe. Einige der über 60 unterirdischen Grabstätten der frühen Christen Roms sind für Besucher zugänglich, wie etwa die Domitilla- oder die Calixtus-Katakombe. Antike Darstellungen vermitteln den heutigen Pilgern unter anderem die Auferstehungshoffnung des christlichen Glaubens. Für Rom-Besucher eine perfekte Vorbereitung auf den Ostersonntag.