Verweigerung durch Vatikan hatte im vergangenen Jahr Proteste hervorgerufen

"Nihil obstat" doch noch erteilt: Lintner darf Hochschuldekan werden

Veröffentlicht am 03.04.2024 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Bozen/Brixen ‐ Das verweigerte "Nihil obstat" für die Wahl von Martin M. Lintner zum Brixener Hochschuldekan sorgte vergangenes Jahr für viel Unmut. Nun darf er das Amt doch antreten: Der Vatikan hat nach klärenden Gesprächen seine Zustimmung erteilt.

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Der Südtiroler Moraltheologe Martin M. Lintner kann nun doch Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen werden. Wie die Diözese Bozen-Brixen am Mittwoch bekanntgab, ist die dafür notwendige Zustimmung des Heiligen Stuhl, das sogenannte "Nihil obstat", bei Bischof Ivo Muser eingegangen. Lintner werde das Amt zum 1. September antreten.

Das Hochschulkollegium hatte Lintner im November 2022 zum Dekan gewählt; ursprünglich sollte die zweijährige Amtsperiode am 1. September 2023 beginnen. Im vergangenen Sommer teilte die Hochschule jedoch mit, dass das vatikanische Bildungsdikasterium Lintner das "Nihil obstat", die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung, nicht erteilt habe. Als Grund dafür wurden Lintners Positionen zur Sexualmoral genannt. Aus der akademischen Theologie im deutschsprachigen Raum gab es daraufhin Proteste gegen die vatikanische Entscheidung und Solidaritätsbekundungen für Lintner. Kritisiert wurde vor allem, dass die Entscheidungsprozesse nicht transparent seien. Kurz darauf berichtete Bischof Muser bereits von Gesprächen hinter den Kulissen und stellte eine Einigung in Aussicht.

In der aktuellen Mitteilung heißt es weiter, dass Muser in den vergangenen Monaten mit den vatikanischen Verantwortlichen die offenen Fragen erörtert und geklärt habe. Nun habe das Bildungsdikasterium Lintner als Dekan bestätigt. "Die Nachricht, die mich aus dem Bildungsdikasterium erreicht hat, ist eine gute Nachricht für unsere Diözese und für unsere Hochschule", wird der Bischof zitiert.

Lintner: Vorbehalte ausgeräumt

Lintner selbst zeigte sich erleichtert. Er sei froh, dass die Vorbehalte gegen ihn, auch in Bezug auf seine Publikationen, ausgeräumt wurden. Ob die nunmehr revidierte Entscheidung des Bildungsdikasteriums mit der Überarbeitung des "Nihil obstat"-Verfahrens zusammenhänge, die seit mehr als einem Jahr laufe, könne er nicht beurteilen. "Es ist ganz in meinem Sinne, dieses für alle Beteiligten belastende Kapitel abzuschließen und mich wieder auf die theologische Arbeit zu konzentrieren. Auf die neuen Herausforderungen als Dekan unserer Hochschule gehe ich mit Freude und Vertrauen zu", so der Theologe.

Im Rahmen der Debatte über seinen Fall hatte Lintner im vergangenen Jahr bereits Änderungen im "Nihil obstat"-Verfahren des Vatikan angedeutet. In einem Interview mit dem "America Magazine" sagte er: "Ich wurde darüber informiert, dass der Vatikan ernsthaft darüber nachdenkt, die Verfahren für die Gewährung von Nihil obstat zu erneuern und dem Ortsbischof mehr Gewicht zu geben."

Das kirchliche Hochschulrecht sieht vor, dass Theologieprofessoren zum Amtsantritt eine Unbedenklichkeitserklärung des Heiligen Stuhls, das "Nihil obstat", benötigen. Zuständige Behörde in Rom ist das Dikasterium für die Kultur und die Bildung, das seit 2022 von Kardinal José Tolentino Calaça de Mendonça als Präfekt geleitet wird. Neben dem "Nihil obstat" für die Professoren kommt dem Dikasterium auch die Ernennung oder Bestätigung von Rektoren kirchlicher Universitäten, der Präsides eigenständiger kirchlicher Fakultäten und der Dekane kirchlicher Fakultäten zu. (mal)