Nuntius in Kiew hofft weiter auf Papstbesuch in der Ukraine
Der Apostolische Nuntius in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, hofft auf einen Besuch von Papst Franziskus in der Ukraine. In einem Interview mit der italienischen Zeitung "Avvenire" bezeichnete er einen möglichen Papstbesuch als eine "Umarmung für die gequälten Menschen". Viele Ukrainer wünschten sich, dass der Papst als unbestrittene moralische Autorität ins Land käme. "Aber, wie der Papst selbst gesagt hat, wird er persönlich, im Hören auf den Geist, den günstigsten Zeitpunkt für diese Geste bestimmen", so Kulbokas.
Nach Ansicht des Nuntius fehlen momentan die Voraussetzungen für einen Dialog oder Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Der Papst wisse, dass Waffen den Krieg nicht beenden und keinen Frieden schaffen können. Franziskus ermutige daher dazu, nicht zu verzweifeln: "Er drängt uns nachdrücklich darauf, nach Lösungen zu suchen."
Der Überfall auf die Ukraine bedroht die ganze Welt
Die internationale Gemeinschaft dürfe den Krieg nicht als "Konflikt eines anderen" betrachten, so der Nuntius weiter. Verhandlungen seien daher unter vielen Beteiligten, angefangen bei den Großmächten, nötig. Die Kirche betone, dass bewaffnete Konflikte um jeden Preis vermieden werden müssen, weil sie der Meinung sei, "dass das Schicksal der gesamten Menschheit in Frage gestellt wird, wenn eine bestimmte Schwelle überschritten wird und wir in eine atomare Spirale eintreten". Die Welt müsse, so Kulbokas, den Ernst der Lage erkennen und Verantwortung übernehmen. Nach Jahren des Krieges drohe die Ukraine aus der internationalen Aufmerksamkeit zu verschwinden, mit Konsequenzen für die politische, militärische und humanitäre Hilfe: "All dies führt zu einer Einsamkeit der Ukraine, die sie verwundbarer macht."
Der gebürtige Litauer Kulbokas ist seit 2004 im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und wurde 2021 zum Apostolischen Nuntius in der Ukraine ernannt. Das Osterfest verbrachte der Erzbischof in Saporischschja im Süden der Ukraine, wenige Dutzend Kilometer von der Front entfernt. Die Stadt ist ein Sammelplatz für Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet und den von Russland besetzten Gebieten. Gegenüber "Vatican News" sagte Kulbokas, dass er dort auch russische Kriegsgefangene besuchen konnte und klagte darüber, dass Russland der Kirche nicht ermögliche, ukrainische Kriegsgefangene zu treffen. Er bezeichnete es als schwere Last, "zu wissen, dass Menschen unter so schwierigen Bedingungen leben und das Gebot Jesu 'Geh und besuche deinen Bruder, der im Gefängnis ist' einfach nicht erfüllt werden kann". (fxn)