Standpunkt

Die Lage der kirchlichen Mitarbeiter verdient mehr Aufmerksamkeit

Veröffentlicht am 08.04.2024 um 00:01 Uhr – Von Pater Max Cappabianca – Lesedauer: 

Bonn ‐ Immer weniger Menschen möchten für die Kirche arbeiten. Das hat nicht zuletzt mit dem schlechten Ruf der Institution zu tun, kommentiert Pater Max Cappabianca. Er wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für ein besonderes Dilemma.

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Im Erzbistum Berlin finden in diesem Jahr gleich drei Mal Priesterweihen statt. Im April bei den Dominikanern, im Mai bei den diözesanen Weihekandidaten und im Juni bei den Jesuiten. Eine Priesterschwemme? Wohl kaum. Die Zahl der Priesterweihen lag bundesweit 2022 bei 45 (davon 33 Welt- und zwölf Ordenspriester); und der Pfeil der Statistik weist seit Jahren kontinuierlich nach unten.

Doch das ist nicht nur ein Problem des Klerus. Auch Laientheologinnen und -theologen fehlen. Immer öfter bleiben Stellen von Pastoral- oder Gemeindereferenten unbesetzt, weil sich schlicht keiner bewirbt. Die verschwindende Zahl der Studienanfänger lässt für die Zukunft Böses ahnen. Theologen: Eine vom Aussterben bedrohte Zunft?

Ein wichtiger Aspekt wird meines Erachtens bisher nicht genügend berücksichtigt: Mitarbeitende, gleich ob Priester oder Laien, stecken in einem Dilemma: Einerseits die Freude an der Seelsorge und – theologisch gesprochen an ihrer Berufung – und andererseits die Schwierigkeit, sich mit einer Institution zu identifizieren, deren Ansehen immer weiter sinkt. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung bestätigt dies, allerdings wird die Kirche für ihr soziales Engagement und die Beratungstätigkeit geschätzt, nicht für das, was in den Gemeinden geschieht. Eine statistische Untersuchung zur Zufriedenheit von kirchlichen Mitarbeitenden vor einigen Jahren hat diesen grundlegenderen Aspekt meines Erachtens nicht ausreichend in den Blick genommen.

Die katastrophale Reputation wird zu einem Problem für die Rekrutierung kirchlichen Personals. Wer will schon in einer Institution arbeiten, die spätestens seit der Missbrauchskrise von der Öffentlichkeit als mafiös wahrgenommen wird? Nicht nur werden neue Mitarbeitende abgeschreckt: Denen, die bereits da sind, fällt es immer schwerer, "loyal" zu bleiben.

Dieser wichtige Teilaspekt des gegenwärtigen Reformprozesses, die Identifizierung der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber, verdient mehr Aufmerksamkeit.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin. Von 2009 bis 2016 war er Mitarbeiter der vatikanischen Ostkirchenkongregation.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.