Bistum Essen will Spaltungen wegen Missbrauchsfällen verhindern
Das Bistum Essen möchte Spaltungen in Kirchengemeinden und katholischen Organisationen nach Fällen von sexuellem Missbrauch vermeiden. Ein für solche Konfliktlagen gegründetes Beraterteam wurde deutlich vergrößert, wie das Bistum am Dienstag mitteilte. Im vergangenen Jahr hatte das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in einer Aufarbeitungsstudie auch die Reaktionen auf sexualisierte Gewalt im Bistum erforscht. Demnach führt ein Missbrauchsfall zu Spaltungen in Gemeinden, etwa wenn sich Personen mit Tätern oder Betroffenen solidarisieren.
Die breite Beratung ist laut Bistum notwendig, da Missbrauchsfälle nicht nur bei direkt Betroffenen, sondern auch bei Dritten emotionale Reaktionen hervorriefen. Ein besonderes Augenmerk werde auf vielfältige Qualifikationen der Berater gelegt, etwa als Psychologen oder Supervisoren, erklärte Organisatorin Christina Nestler-Brall. "So können wir sowohl Einzelpersonen begleiten und kleine Teams – zum Beispiel die Seelsorgenden in einer Gemeinde – als auch größere Gruppen."
Das IPP präsentierte 2023 eine Studie zu den Ursachen und Folgen sexualisierter Gewalt im Bistum Essen. Diese ergab, dass es an Unterstützung für Betroffene gefehlt habe. Ein Großteil der Gemeindemitglieder, die von einem Missbrauchsvorwurf gegen einen Pfarrer wussten, hätten Unterstützungsbedarfe möglicher Betroffener nicht gesehen.
NRW-Bistümer befragen Gläubige zur Missbrauchs-Prävention
Unterdessen befragen die fünf (Erz-)Bistümer in Nordrhein-Westfalen Gläubige zur Wirksamkeit der kirchlichen Missbrauchs-Prävention. Die Online-Umfrage wird derzeit vom Institut für soziale Arbeit und dem Heidelberger Forschungszentrum Socles durchgeführt und im kommenden Jahr veröffentlicht, wie das Erzbistum Köln am Dienstag mitteilte. In der Studie werden Kirchenmitglieder und -mitarbeiter nach Maßnahmen der Kirche gegen sexualisierte Gewalt befragt. Neben Köln sind auch die (Erz-)Bistümer Aachen, Essen, Münster und Paderborn beteiligt.
Nach Angaben des Erzbistums Köln engagieren sich seit dem Jahr 2010 viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche in der Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene. Grund seien die erschütternden zahlreichen Fälle im Umfeld der Kirche. Mit der Studie wollen die Bistümer in Erfahrung bringen, welche Schutzmaßnahmen sich die Kirchenbasis wünscht. (tmg/KNA)