Koch: Wissenschaftliche Theologie muss selbstkritischer werden
Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat die wissenschaftliche Theologie zu mehr Selbstkritik angehalten. Sie dürfe nicht dem Vorurteil verfallen, der Kirchenleitung gehe es vor allem um Macht, wohingegen die Theologie allein der Wahrheit verpflichtet sei, schreibt Koch in einem Beitrag für eine Sonderausgabe der "Herder Korrespondenz" zum Thema Theologie. Dies sei notwendig, damit die Theologie "als kritisches Gewissen in der Kirche wirkt und auch die Kirchenleitung kritisch begleitet und befragt, wo es um der Wahrheit des Glaubens notwendig ist".
Wer über einen längeren Zeitraum Einblick in die akademische Theologie habe, gehe nicht davon aus, "Berufungen würden immer allein aufgrund von wissenschaftlichen Kriterien vorgenommen und spirituell-theologischer Machtmissbrauch wäre im akademischen Bereich, beispielsweise bei Doktoraten und Habilitationen, prinzipiell ausgeschlossen", führt Koch aus. "Mehr diesbezügliche Selbstkritik in der Theologie ist auch um einer glaubwürdigeren Verbindung von Theologie und Kirche willen durchaus angezeigt."
Theologie "immer in und aus der Kirche"
Generell betont Koch die Verbundenheit von Wissenschaft und Kirche. Christliche Theologie als Denken des Glaubens sei "immer in und aus der Kirche und in diesem grundlegenden Sinn kirchliche Theologie". Die Theologie könne nur deshalb von Gott reden, "weil Gott selbst zuvor mit uns Menschen gesprochen hat". Sie sei "das disziplinierte Nach-Denken des uns von Gott Vor-Gedachten und Vor-Gesagten. Sie geht insofern von einer Antwort aus, die sie nicht selbst gefunden oder gar erfunden hat, sondern die viel größer ist als das eigene Denken und an der sie immer wieder Maß nehmen muss".
Koch ist seit 2010 Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und gilt daher als vatikanischer "Ökumeneminister". Zuvor war er Bischof von Basel. (cph)