Ein starkes Zeugnis der katholischen Verbände
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Deutsche Katholiken fühlen sich ihrer Kirche "persönlich am stärksten verbunden" durch die Ortsgemeinde (Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung: 47 Prozent). Durch keine Kirchenebene gebunden fühlt sich ein Drittel. Addiert man Erst- und Zweitnennungen, landen auf Rang 2 die Verbände (25 Prozent), vor der Weltkirche (16 Prozent), der Diözese und der katholische Kirche in Deutschland (je 13 Prozent), geistlichen Gemeinschaften (12 Prozent) und dem Papst (8 Prozent).
Man unterschätze in der Kirchenkrise nicht die Verbände als Identifikationsstütze! Und in der Demokratiekrise nicht ihre Orientierungsfunktion. Der katholisch.de-Umfragebefund zur AfD beeindruckt: Die Distanzierungen vom neuen Faschismus, der "bürgerlich" in Anzug und mit Perlenkette daherkommt, begannen lange vor der Unvereinbarkeitserklärung der Bischofskonferenz. Das katholische Milieu schrumpft, doch sein sozialethischer Instinkt ist intakt.
Bei Vorträgen zum Rechtspopulismus erlebte ich es: Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Familienbund, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Kolping, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), Bund Katholischer Unternehmer (BKU), Frauenverbände, Schützen – glasklar! Auch die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) wusste, wo professionelle politische Neutralität endet und Flaggezeigen nötig ist: in der Systemfrage, bei Gefahr für die Menschenwürde und die Pressefreiheit. Es ist ja leichter einen Hund an einem Wurstvorrat vorbeizuführen als rechtspopulistische Regierungen an freien, kritischen Medien.
Unsere Verbände dienen der Bodenhaftung, der Perspektivenvielfalt und der Menschenfreundlichkeit der Kirche. Sie sind ein Stück "Sitz im Leben" des Katholizismus. Die eifernde Subkultur autoritär-katholischer Geisterfahrer im Sog von AfD, "Werteunion" und Co. kann das starke Zeugnis der deutschen Katholiken insgesamt, auch von Diözesanräten und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), nicht verdunkeln. Politisch-historische Vernunftgründe, sozialethische Grundsatztreue und empirische Schwarmintelligenz raten zu christlichem Widerstand gegen rechte Ideologen.
Das könnte auch Austrittsgeneigte zum Bleiben bewegen: 43 Prozent von ihnen sagen: "Ich würde nicht austreten, wenn sich die Kirche gesellschaftlich-politisch stärker engagieren würde." Tut sie! Man muss nur hinhören und hinschauen. Der Einsatz für Menschenrechte und Demokratie ist eben nicht randständig im christlichen Ethos, sondern verweist auf seinen Kern: die Liebe.
Der Autor
Andreas Püttmann ist Politikwissenschaftler und freier Publizist in Bonn.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.