Seit 50 Jahren Formen und Sprachen erprobt

Australische Bischöfe beschließen Messritus für Ureinwohner

Veröffentlicht am 08.05.2024 um 15:09 Uhr – Lesedauer: 

Sydney ‐ Viele australische Ureinwohner sind katholisch. Sie erproben schon seit einigen Jahrzehnten, Elemente ihrer traditionellen Kultur in der Messe zu verwenden. Die Bischöfe wollen diese Form nun offiziell machen – es fehlt nur noch eines.

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Die australischen Bischöfe haben einen Ritus für eine Messfeier mit Elementen der Kultur australischer Ureinwohner beschlossen. Die Vorgaben für die Messe "Land des Heiligen Geistes" (Missa Terra Spiritus Sancti) für die Feier in der Diözese Broome wurde am Dienstag von der Vollversammlung angenommen, teilte die australische Bischofskonferenz mit. Bereits seit gut 50 Jahren werden in Westaustralien Messen mit traditionellen Elementen und in den Sprachen der Ureinwohner gefeiert. Diese Feier soll nun dauerhaft offiziell anerkannt werden. Dazu ist noch die Zustimmung ("recognitio") des Liturgiedikasteriums erforderlich.

Die Messe wurde erstmals 1973 durch den damaligen Bischof von Broome "ad experimentum" genehmigt. Sie wird in verschiedenen lokalen Sprachen gefeiert und stammt ursprünglich aus Bidyadanga in der Region Kimberley, daher ist sie auch unter den Namen Missa Bidyadanga und Missa Kimberley bekannt. Der Rat der katholischen australischen Ureinwohner (National Aboriginal and Torres Strait Islander Catholic Council) beschreibt die Liturgie als "unverwechselbare Messe, die auf wunderbare Weise die katholische Tradition mit der Kultur der Ureinwohner verschmilzt und damit eine einzigartige Feier des Glaubens schafft, die der Diözese seit über fünf Jahrzehnten dient". Es handle sich bei der Messe nicht nur um eine liturgische Praxis, sondern um "ein Zeugnis für die tief verwurzelte Verbindung zwischen unserem Glauben und der reichen Kultur der Ureinwohner". Sie sei eine Brücke, die die spirituellen Überzeugungen mit der uralten Weisheit der ursprünglichen Hüter des Landes verbinde, heißt es in einem Schreiben des Rates an die Bischofskonferenz. "Es ist ein konkreter Ausdruck des Engagements der Kirche, die spirituelle und kulturelle Dimension des Lebens indigener Völker anzuerkennen und zu würdigen und dadurch ein Umfeld der Inklusion und des Respekts zu fördern", so der Rat weiter.

Inkulturation der Liturgie auf mehreren Kontinenten

"Wir müssen mit den Ureinwohnern zusammen unterwegs sein. Ich freue mich sehr, dass die Missa Terrae Spiritus Sancti nach einer so langen Zeit der Verwendung von den Bischöfen Australiens offiziell anerkannt wurde", sagte der Apostolische Administrator von Broome, Michael Morrissey. "Wir wissen, dass es in Australien viele Kulturen der Ureinwohner gibt, und wir beten dafür, dass sie alle vom Heiligen Geist geleitet werden, um die beste Art und Weise zu entwickeln, wie sie die Eucharistie auf die angemessenste Weise mit ihrem Volk und im Leben der Kirche feiern können."

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) hat in seiner Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" festgelegt, dass unter Wahrung der Einheit "berechtigter Vielfalt und Anpassung an die verschiedenen Gemeinschaften, Gegenden und Völker, besonders in den Missionen, Raum zu belassen" sei. Das schließe die Revision der liturgischen Bücher ein. Nach dem Konzil wurde erstmals 1988 mit dem Zairischen Messritus ein inkulturierter liturgischer Ritus kirchlich anerkannt. Zur Zeit arbeitet die Amazonas-Kirchenkonferenz CEAMA im Nachgang der Amazonas-Synode (2019) an einem amazonischen Ritus der Liturgie. (fxn)