Standpunkt

Papst Franziskus und viel zu viel "Schwuchtelei"

Veröffentlicht am 29.05.2024 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Papst fürchtet sich vor "zu viel Schwuchtelei" in den Priesterseminaren. Für Tobias Glenz ist das nicht nur ein neuer Tiefpunkt in Sachen verbale Entgleisung des Pontifex. Auch die Zulassungsbedingungen für Geistliche gehörten auf den Prüfstand.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Auf Papst Franziskus ist Verlass. In regelmäßigen Abständen sorgt er durch unbedachte Worte oder fragwürdige Entscheidungen für Kopfschütteln. Der aktuelle Fall ist jedoch zweifelsohne ein neuer Tiefpunkt in Sachen verbale Entgleisung: "Aktive" homosexuelle Männer könnten nicht in Priesterseminare aufgenommen werden, weil es dort ohnehin schon "zu viel Schwuchtelei" gebe, so der Pontifex laut Ohrenzeugen vor versammelter Bischofs-Mannschaft.

Vollkommen zu Recht löst diese päpstliche Aussage Empörung aus – auch wenn der Vatikan sich mittlerweile dafür entschuldigt hat: Wenn das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken den Begriff "Schwuchtel" gebraucht, ist das ein Schlag ins Gesicht für alle homosexuellen Menschen – nicht nur angehende Priester. Man stelle sich vor, ein deutscher Bischof oder Politiker bediene sich einer solchen Ausdrucksweise. Undenkbar.

Doch auch abseits der herabwürdigenden, ja beleidigenden Wortwahl zeugt die Papstaussage von einem kirchlichen Denken, das dringend auf den Prüfstand gehört: In den aktuellen Richtlinien des Vatikans heißt es, vom Priesteramt ausgeschlossen seien "praktizierende Homosexuelle" sowie Männer, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben". Was bitte ist damit gemeint? Warum werden "praktizierende Heterosexuelle" nicht eigens erwähnt, die qua Zölibat ebenfalls ausgeschlossen sind? Und was bedeutet "tiefsitzende" Neigungen – so ein bisschen homosexuell ist gerade noch okay?

Der katholischen Kirche sollte es doch darum gehen, gute Seelsorger in ihren Reihen zu haben. Dabei spielt die sexuelle Orientierung keinerlei Rolle – das Geschlecht nebenbei bemerkt auch nicht. Nicht nur wegen des vielerorts voranschreitenden Priestermangels ist es dringend an der Zeit, dass in der Kirche hier ein Umdenken einsetzt. Dass das in näherer Zukunft geschieht, muss nach der neuesten Papst-Entgleisung aber leider angezweifelt werden. "Wer bin ich, sie zu verurteilen?", hatte Franziskus einst über Homosexuelle gesagt. Man möchte antworten: Das haben Sie gerade getan.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.