Symbol ist derzeit vor allem als Zeichen der Hamas im Fokus

Umstrittenes rotes Dreieck: Kölner Domradio denkt über neues Logo nach

Veröffentlicht am 30.05.2024 um 12:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Köln ‐ Das rote Dreieck wird aktuell vor allem mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas in Verbindung gebracht. Für das Kölner Domradio ist das nicht unproblematisch, schließlich besteht das Logo des Senders ebenfalls aus einem roten Dreieck. Doch das könnte sich bald ändern.

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Das kirchliche Kölner Internetportal domradio.de denkt über eine Überarbeitung seines Corporate Designs nach, das bislang unter anderem durch ein auf der Spitze stehendes rotes Dreieck gekennzeichnet ist. "Die Debatte über das rote Dreieck haben wir bei domradio.de seit der Einführung des Logos im Blick. Unabhängig von der Verwendung des Dreiecks durch die Hamas wird zurzeit eine Überarbeitung des Corporate Designs angedacht", teilte Geschäftsführer Gerald Mayer am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de mit. Dabei werde man "selbstverständlich Rückmeldungen aus unserer Redaktion und aus dem öffentlichen Diskurs" mit in die Überlegungen einfließen lassen.

Domradio.de verwendet seit Ende 2017 als Logo ein auf der Spitze stehendes rotes Dreieck, das den Raum zwischen den beiden Turmspitzen des Kölner Doms symbolisieren soll. Im Zuge des Krieges im Nahen Osten und der damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen auch in Deutschland ist das rote Dreieck zuletzt jedoch vor allem als Symbol der palästinensischen Terrororganisation Hamas in den Fokus gerückt. Diese benutzt das Zeichen insbesondere in Propaganda-Videos und Social-Media-Posts als Mittel zur Feindesmarkierung. In Deutschland wurde das Zeichen in den vergangenen Tagen unter anderem von Pro-Palästina-Aktivisten an Wände in einem zwischenzeitlich besetzten Institutsgebäude der Berliner Humboldt-Universität gesprüht. Als Konsequenz sprach sich Berlins Innensenatorin Iris Spanger (SPD) danach für ein Verbot des Symbols aus.

Rotes Dreieck zeigt "Wunsch, dass mehr Israelis getötet werden"

Der Politikwissenschaftler Julian Schenke hatte Mitte Mai in einem "Spiegel"-Interview mit Blick auf das rote Dreieck erklärt: "Die Hamas markiert damit Kriegsziele und jüdische Menschen, die angegriffen werden sollen. Man kann die Verwendung dieses Symbols nicht anders deuten als den Wunsch, dass mehr Israelis getötet werden." Propalästinensische Aktivisten hingegen geben an, mit dem Symbol keine Verbindung zur Hamas ausdrücken zu wollen. Einer der Besetzer der Humboldt-Universität etwa sagte der "Berliner Morgenpost": "Das rote Dreieck symbolisiert für uns das rote Dreieck, das Teil der palästinensischen Flagge ist." Er verbinde das Symbol nicht mit der Hamas. Es ist allerdings fraglich, ob das alle so sehen. So findet sich laut "Spiegel" etwa auf Instagram ein Beitrag, in dem ein propalästinensischer Aktivist eine Gegendemonstrantin in Berlin mit dem roten Dreieck markiert hat.

Mayer sagte katholisch.de, dass die Verwendung des roten Dreiecks durch die Hamas in der domradio.de-Redaktion für "kleinere Gespräche" gesorgt habe. "Dabei wurde insbesondere die menschenverachtende Nutzung des Symbols durch die Terrororganisation als Markierung für Attentatsziele verurteilt." Externe Kritik am Logo habe den Sender in den vergangenen Tagen und Wochen jedoch nicht erreicht. Der Geschäftsführer betonte zudem noch einmal, dass das Senderlogo eine "gänzlich andere Bedeutung" habe als das rote Dreieck der Hamas. Auffällig ist allerdings: Auf seinen Social-Media-Kacheln hat domradio.de das rote Dreieck seit Mitte April nicht mehr genutzt.

Bild: ©picture alliance/dpa/dpa-POOL | Jens Kalaene

In Berlin wurde das rote Dreieck der Hamas neben Parolen wie "Free Gaza" und "Fuck Israel" von Pro-Palästina-Aktivisten zuletzt unter anderem Wände eines zwischenzeitlich besetzten Institutsgebäudes der Humboldt-Universität gesprüht.

Der Design-Experte Achim Schaffrinna empfahl dem Kölner Sender auf Anfrage von katholisch.de eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Corporate Design. "Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Verwendung des auf dem Kopf stehenden roten Dreiecks sind die Verantwortlichen bei domradio sicherlich gut beraten, zu hinterfragen, ob das derzeitige Corporate Design in Summe passend und zeitgemäß ist", sagte Schaffrinna, der das Fachblog "Design Tagebuch" betreibt.

Markenverantwortliche seien immer gefordert, aktuelle Entwicklungen im Blick zu halten. "Wenn beispielsweise die Gestaltung, wie kürzlich beim Trikot der Fußball-Nationalmannschaft mit der Nummer 44, starke Assoziationen zu verbotenen SS-Runen hervorruft, gilt es darauf zu reagieren, und zwar rasch. Alles andere wäre fahrlässig", erläuterte der Experte. Corporate Design sei ein laufender Prozess und Nachjustierungen in diesem Kontext die Norm. "Anpassungen, von Zeit zu Zeit, sind auch deshalb unerlässlich, da auch die Wahrnehmung der Menschen in Bezug auf Farben, Formen und Zeichen Veränderungen unterliegt, ähnlich wie in der Mode."

Schon 2017 hatte es Kritik roten Dreieck des Senders gegeben

Schaffrinna erinnerte zudem daran, dass das Logo von domradio.de schon bei seiner Einführung auf Kritik gestoßen war. Damals hatten zahlreiche Menschen kritisiert, dass das Logo des Senders an die ehemalige Kennzeichnung von politischen KZ-Häftlingen während der Zeit des Nationalsozialismus erinnere. Insbesondere auf der Facebook-Seite von domradio.de waren viele kritische Kommentare zu dem Logo gepostet worden. Schaffrinna selbst hatte nach dessen Veröffentlichung in seinem Blog geschrieben, dass die Kritik aus seiner Sicht berechtigt sei: "Wer den historischen Zusammenhang gänzlich abstreitet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, geschichtsvergessen zu sein."

Domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hatte die Kritik am roten Dreieck dagegen zurückgewiesen und betont, dass man keinen Zusammenhang zwischen dem Logo und einem Häftlingskennzeichen der Nationalsozialisten sehe. Es sei bekannt, dass die Nationalsozialisten nahezu alle Formen und Farben eingesetzt hätten. "Aber das Dreieck steht eben auch für eine zutiefst christliche Symbolik, beispielsweise für die Dreifaltigkeit Gottes", so Brüggenjürgen. Zudem hätten alle zuständigen Gremien des Senders das neue Logo abgesegnet.

Von Steffen Zimmermann