Kirche habe wichtigere Probleme als Umgang mit Segenserklärung

Fernández: Keine Hexenjagd auf Priester wegen "Fiducia supplicans"

Veröffentlicht am 31.05.2024 um 15:23 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Seit ihrer Veröffentlichung sorgt die vatikanische Segenserklärung "Fiducia supplicans" für Diskussionen. In einem Interview hat Glaubenspräfekt Fernández das Dokument nun erneut verteidigt: Es gebe weitaus wichtigere Probleme in der Kirche.

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Der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Manuel Fernández, hat sich gegen den Vorwurf verteidigt, unter dem Deckmantel von "Fiducia supplicans" seien Segnungen homosexueller Paare vorgenommen worden, die eine Ehe nachamten. In der Erklärung sei "bis zum Überdruss" wiederholt worden, dass eine solche Verwechslung verhindert werden müsse, betonte Fernández in einem Interview mit dem spanischen Online-Medium "Alfa&Omega" (Donnerstag). "Andererseits glaube ich nicht, dass es sich um eine weit verbreitete Situation handelt, so wie man auch nicht Millionen von wiederverheiratet Geschiedenen sieht, die ohne Unterscheidung zur Kommunion gehen", betonte er. In den wenigen bekannten Fällen hätten die Bischöfe im Sinne von "Fiducia supplicans" gehandelt oder die Priester hätten sich entschuldigt. Es gebe weitaus mehr Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester, die schwerer wögen. "Die schwerwiegenden Fälle können dem Ortsbischof gemeldet werden, aber ich glaube nicht, dass wir eine Hexenjagd veranstalten müssen."

Der Glaubenspräfekt erklärte im Interview erneut, dass nach einem kurzen Gebet jede einzelne Person beispielsweise durch ein Kreuzzeichen auf die Stirn gesegnet werden könne – auch dann, wenn sich beide Personen in einer irregulären Beziehung befänden. "Dies ist keine Segnung einer Vereinigung, denn diese Art von einfachem und kurzem Segen soll nichts ratifizieren oder genehmigen." Ein Grundsatz der Nächstenliebe bestehe darin, nicht schlecht über den anderen zu denken, wenn es möglich sei, gut über den anderen zu denken, so Fernández. Gleichzeitig betonte er: "Ich denke, wir haben wichtigere und entscheidendere Probleme in der Kirche." Zudem kritisierte er, dass einige katholische Blogs und Medien zur Verwirrung beigetragen hätten, indem sie die Menschen glauben ließen, bei den Segnungen handele es sich um Ehen homosexueller Menschen. "Manchmal scheint es ein Interesse daran zu geben, ökumenische Probleme zu provozieren."

Dialog mit Papst Tawadros "sehr ergiebig"

Fernández äußerte sich auch zu seinem Treffen mit dem koptischen Papst Tawadros II. In der vergangenen Woche hatte der Glaubenspräfekt das Oberhaupt der koptischen Kirche in Kairo besucht, um Fragen zu "Fiducia supplicans" zu klären. Angesprochen auf den Dialog mit der koptischen Kirche sagte Fernández, der ökumenische Dialog setze voraus, dass man anerkenne und respektiere, dass es verschiedene pastorale Praktiken gäbe. "Keine der Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften glaubt, dass sie die andere um Erlaubnis bitten sollte und keine von ihnen tut dies."

Den Dialog mit Tawadros bezeichnete Fernández als "sehr ergiebig". "Die Atmosphäre war ausgezeichnet, mit großer Herzlichkeit und der klaren Absicht, sich gegenseitig besser zu verstehen." Tawadros selbst habe mehrere Fragen mit dem aufrichtigen Bemühen um Verständnis gestellt. (cbr)