Hasskommentare auf katholisch: Betroffene fast immer weiblich
Gewalt im Netz richtet sich im katholischen Kontext fast ausschließlich gegen Frauen. Dies machte der Experte der Betroffenenberatung Hate Aid, Ulli Grießhammer, am Samstag beim Katholikentag in Erfurt deutlich. Gesamtgesellschaftlich sei die Zahl der Fälle von Bedrohungen, übler Nachrede, Erpressungen und Hasskommentaren in der Hate-Aid-Datenbank ansonsten sehr ausgeglichen zwischen den Geschlechtern. Eines gelte generell: "Der Hass gegen Frauen geht irgendwie immer unter die Gürtellinie."
Zwei Redakteurinnen unseres Portals bestätigten, dass beleidigende Kommentare dort oft auf den Körper oder die Sprache der Protagonistinnen abzielten. Oft stellten Kommentatoren auch infrage, warum auf einem Portal der katholischen Kirche überhaupt eine Frau etwas zu sagen habe.
Medienwissenschaftlerin Anna Grebe (Berlin) schilderte ihre persönlichen Erfahrungen mit Hasskommentaren, Gewaltandrohungen und Beleidigungen: "Als mir jemand vorgeworfen hat, nicht mehr katholisch zu sein, habe ich mich gefragt: Was hab ich denn da jetzt falsch gemacht?" Solche Kritik könne einem sehr nahegehen.
In Diskussion einschalten
In ähnlichen Fällen könne es helfen, die eigene Scham zu überwinden und mit anderen Menschen darüber zu sprechen, sagte Grebe. Hilfreich sei es auch, wenn Außenstehende sich in die Diskussion im Netz einschalten und dagegen argumentieren.
Grießhammer wies darauf hin, dass es eine typische Strategie gerade von rechtsextremen Akteuren sei, pro Person eine ganze Reihe von Accounts zu betreiben. Dann sehe es so aus, als seien viele Personen an einem Shitstorm beteiligt, dabei seien es de facto nur 20 Leute mit jeweils 10 Accounts.
Hate Aid (Berlin) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für Menschenrechte im digitalen Raum einsetzt und gegen digitale Gewalt und deren Folgen. (KNA)