Standpunkt

Stoppt die innerkatholische Hetze gegen Frauen

Veröffentlicht am 05.06.2024 um 00:01 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 

Bonn ‐ Hass im Netz trifft meistens Frauen – und geht nicht selten auch von Christen aus. Dabei werde den Frauen auch das Katholisch-Sein abgesprochen, kommentiert Agathe Lukassek. Den Hatern entgegnet sie: Wir sind da und wir werden nicht weggehen!

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Hetze und Gewalt im Netz – vor allem gegen Frauen und ausgehend auch von anderen Christen – waren vergangenen Samstag auf zwei Veranstaltungen beim Katholikentag in Erfurt Thema. Unter der Überschrift "Besser, Ihre Mutter hätte Sie nicht geboren" lasen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Klimaaktivistin Luisa Neubauer in Hate-Slam-Manier die schlimmsten Hasskommentare vor und berichteten von Spuck-Angriffen und Telefonterror auch gegen die eigene Großmutter. Es ist leider schon länger bekannt, dass vor allem Frauen, die in der Öffentlichkeit auftreten und eine politische Meinung vertreten, öfter und härter online angegangen werden als Männer.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, bekannte, dass sie als Katholikin Hassmails bekäme, die "sprachlich anders" und religiös aufgeladen seien. Um Selbstverteidigung gegen explizit christliche Hetze im Netz ging es bei "Hate Speech im Namen des Herrn". Die alarmierende Nachricht der Betroffenenberatung Hate Aid: Gewalt im Netz richtet sich im katholischen Kontext fast ausschließlich gegen Frauen. Die vermeintlich "guten Katholiken" recherchieren dann Mailadressen oder, wie zwei Social-Media-Redakteurinnen von katholisch.de berichteten, suchen ihre Kürzel raus, um sie dann als Frauen für ihr Community-Management zu beleidigen mit Kommentaren, die auf ihren Körper oder ihre Sprache abzielen.

Beliebte weitere Sätze dieser digitalen Gewalt sind "dann werde doch evangelisch" (mit einem Seitenhieb auch auf die Ökumene) oder "du bist mit deinen Positionen nicht mehr katholisch". Das sind Sätze, die den Frauen ihre lautere Gesinnung absprechen wollen und die auch verletzen. Solcher Hass trifft neben Frauen auch häufig christlich-aktivistische People of Color und queere Menschen. An alle Hater, die meinen, dass all diese Menschen nicht zur römisch-katholischen Kirche gehören: Wir sind da und wir werden nicht weggehen! Und an alle, die in einer offenen und vielfältigen Kirche leben wollen, aber bislang schweigen: Schaltet euch ein und argumentiert dagegen, wenn ihr solche Hasskommentare seht.

Von Agathe Lukassek

Die Autorin

Agathe Lukassek ist Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hildegardis-Verein mit Sitz in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.