Orlandi-Bruder: Neue Vatikan-Untersuchungen zu Fall sind "Farce"
Der Bruder der vor über 40 Jahren verschwundenen Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi hat die Verantwortlichen der neuen vatikanischen Ermittlungen zu dem Fall scharf kritisiert. "Ich hatte großen Enthusiasmus für diese Untersuchung", sagte Pietro Orlandi laut Bericht des US-Portals "Crux" am Dienstag bei einer Diskussionsveranstaltung im Mailand. "Leider ist mir klar geworden, dass diese Untersuchung für mich, ehrlich gesagt, eine Farce ist. Sie tun nichts."
Der Vatikan hatte Anfang 2023 auf Weisung von Papst Franziskus den Fall wieder aufgerollt. Der Pontifex beauftragte den Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi mit neuen Ermittlungen. Bislang sind keine konkreten Ergebnisse bekannt.
"Das Gegenteil von dem, was sie tun sollen"
Pietro Orlandi betonte, er habe Diddi voller Enthusiasmus eine Reihe von Leuten genannt, deren Aussagen die Untersuchung einen großen Schritt nach vorne bringen könnte. "Aber sie wurden nach mehr als einem Jahr noch nicht kontaktiert", monierte er. Er habe Leute, die dem Papst nahestehen, gebeten zu fragen, ob er sich dessen bewusst sei, was die Leute tun, denen er die Untersuchung anvertraut habe. "Denn es ist das genaue Gegenteil von dem, was sie tun sollten", so Orlandi.
Im Juni 1983 verschwand die damals 15-jährige Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikanangestellten, spurlos. Alle Ermittlungen führten bislang ins Leere. Um den Fall ranken sich einige Verschwörungsmythen. Das italienische Parlament hatte im vergangenen Herbst die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses beschlossen, der Fakten über den Verbleib von Orlandi herausfinden soll. Ihr Bruder Pietro kämpft seit Jahrzehnten um eine Aufklärung des Falls und übt immer wieder Kritik am Aufklärungswillen des Vatikans. (mal)