Kirchen müssen gegen rechte Kräfte in Europa angehen!
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Als Europa sich im Mittelalter formte, war es weitgehend – nicht ausschließlich – auf christlichen Traditionen aufgebaut. In diesen Tagen der Europawahl ist daran zu erinnern. Die Werte Europas sind auf biblisch-christlichen Werten aufgebaut, auch wenn manche erst in der Aufklärung ganz bewusst wurden und teilweise von säkularen Strömungen gegen die Kirchen durchgesetzt werden mussten. Dass alle Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten ausgestattet sind – eins sind in Christus (vgl. Gal 3,28) – und daher auch beanspruchen dürfen, gleiche soziale und politische Partizipation – also Demokratie –, außerdem Frieden und Gerechtigkeit zu genießen, all dies ist im Schöpfungsakt grundgelegt und wird in der Reich-Gottes-Botschaft Jesu entfaltet.
Nach den Katastrophen der beiden Weltkriege bauten mutige Menschen ein neues, versöhntes Europa auf. Europa ist zu klein und zu zersplittert, um sich erlauben zu können, von internen Konflikten zerrieben zu werden. Daher ist die Versöhnung Europas und das friedliche Miteinander seiner Nationen und Kulturen unverzichtbar für das Überleben der Menschen in Europa und für das weltpolitische Gewicht eben dieser humanen und christlichen Werte Europas.
Würden in Europa neue Nationalismen, autokratische Regierungen und die Egoismen einzelner Kulturen und Identitäten das Übergewicht bekommen, würde Europa untergehen. Russland, das in der Geschichte immer schwankte zwischen enger Teilhabe an Europa und Distanz zu ihm, hat sich von diesem Europa praktisch verabschiedet – erschreckend ist, dass auch die offizielle russisch-orthodoxe Kirche sich von dem verabschiedete, was man in Europa aus guten Gründen heute als christlich versteht.
Würden künftig Katholiken vermehrt rechts und national und gar autokratisch wählen, wäre dies ein Abgesang an ihre eigenen Werte (die Wahlergebnisse der Europawahl waren zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes noch nicht bekannt). Die katholische Kirche, ähnlich andere Kirchen und viele einzelne Christinnen und Christen arbeiten daran, diesen Trend zu verhindern – eine bleibende Herausforderung!
Der Autor
Pater Stefan Kiechle SJ ist seit 2018 Chefredakteur der Zeitschrift "Stimmen der Zeit". Zuvor leitete er sieben Jahre die Deutsche Provinz des Jesuitenordens.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.