Im Dokument zum Papstamt geht es um die Quadratur des Kreises
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Am Donnerstag wird im Vatikan ein wichtiges Ökumene-Dokument zum Papstamt veröffentlicht. Das Schreiben trägt den Titel "Der Bischof von Rom – Primat und Synodalität in den ökumenischen Gesprächen und den Antworten auf die Enzyklika Ut unum sint". Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte 1995 die getrennten christlichen Kirchen aufgefordert darüber nachzudenken, wie das Papstamt künftig in ökumenisch akzeptabler Weise ausgeübt werden könnte. Das jetzt angekündigte Schreiben stellt die Antworten zusammen, die in den diversen Dialogen seitdem zusammengetragen wurden.
Man darf gespannt sein auf den letzten Teil des Schreibens, in dem "konkrete Schlussfolgerungen aus den eingegangenen Debattenbeiträgen" gezogen werden sollen. Letztlich geht es um nicht weniger als die Quadratur des Kreises. Stein des Anstoßes ist der päpstliche Primat: Ein Anspruch, der fast so alt ist wie die das Christentum selbst. Der Widerspruch gegen die päpstliche Vorrangstellung ist aber genauso alt.
Aus katholischer Sicht ist die Sache entschieden: Im I. Vatikanischen Konzil (1869/1870) wurden Jurisdiktionsprimat und Unfehlbarkeit dogmatisiert, was die römisch-katholische Kirche ökumenisch in die Sackgasse manövriert hat. Es ist zu hoffen, dass das Dokument den Stein des Anstoßes nicht elegant umschifft und auf die Propagierung einer "Ökumene der Liebe" ausweicht. Diese Form der Ökumene legt den Fokus auf das Verbindende und nicht auf das Trennende. So wertvoll und evangeliumsgemäß diese Herangehensweise ist, so revolutionär wäre eine substantielle Weiterentwicklung des Primatsbegriffs, die umsetzt, was Joseph Ratzinger noch als Theologe postuliert hatte: "Rom muss vom Osten nicht mehr an Primatslehre fordern, als auch im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde."
Es ist zu hoffen, dass die katholische Kirche erneut unter Beweis stellt, dass sie kreativ mit der eigenen Dogmengeschichte umgehen kann. Es wäre nicht das erste Mal und würde ihr helfen, der Weisung des Herrn treu zu bleiben, dass alle eins sein mögen (Joh 17,22).
Der Autor
Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin. Von 2009 bis 2016 war er Mitarbeiter der vatikanischen Ostkirchenkongregation.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.