Laien-Vertreter: Synodalen Ausschuss an der Basis besser vermitteln
Eine Personalentscheidung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat bei den Laien für Unmut gesorgt. In einem Beschluss auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) im Mai heißt es im Hinblick auf die Ablehnung von Viola Kohlberger als Bundeskuratin der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG): "Dieser Vorgang ist irritierend und verstörend. Er hat weitreichende Auswirkungen auf das Vertrauensverhältnis von DBK und Lai*innenstrukturen in der Kirche, insbesondere kurzfristig mit Blick auf den Synodalen Ausschuss." Am Freitag und Samstag treffen sich nun Vertreterinnen und Vertreter von DBK und ZdK beim Synodalen Ausschuss in Mainz. Auf der Tagesordnung steht dabei auch eine Aussprache. Mit dabei sein wird auch Christian Gärtner. Er ist Diözesanratsvorsitzender im Bistum Eichstätt und nimmt für das ZdK am Synodalen Ausschuss teil. Im katholisch.de-Interview spricht er darüber, ob er mit Konflikten rechnet und ob er mit seinem Diözesanbischof Gregor Maria Hanke über die Beratungen des Gremiums spricht.
Frage: Herr Gärtner, bei seiner Vollversammlung hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den Beschluss "Zusammenarbeit im Synodalen Ausschuss" verabschiedet. Darin heißt es, das ZdK behalte sich vor, "über die weitere Zusammenarbeit zu beschließen". Steht also das Scheitern des Synodalen Ausschusses bevor?
Gärtner: Nein, das sehe ich nicht so. Das war eine Folge der Diskussion über die Ablehnung der Kandidatin für das Amt der Bundeskuratin der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, Viola Kohlberger. Und das hat natürlich bei vielen Emotionen hervorgerufen. Aber das ist für mich – und ich denke auch für die Mehrheit der ZdK-Delegierten – kein Grund, aus dem Synodalen Ausschuss auszusteigen.
Frage: In der Erklärung fordert das ZdK die Bischöfe auf, vor Beginn der Beratungen unter anderem zu beantworten, wie und wann die Beschlüsse des Synodalen Wegs in den Bistümern umgesetzt werden sollen und wie künftig mit römischen Widerständen umgegangen werden soll. Haben Sie dazu schon Antworten aus dem Bischofskreis vernommen?
Gärtner: Es gab schon auf der ZdK-Vollversammlung eine Stellungnahme von Erzbischof Heiner Koch, der Geistlicher Begleiter des ZdK ist. Ansonsten habe ich noch keine konkreten Rückmeldungen vernommen. Ich gehe davon aus, dass das aufgrund des Verlaufs und auch des Hin und Her mit der Genehmigung der Statuten einige Zeit beim Treffen am Freitag und Samstag in Anspruch nehmen wird.
Frage: Gab es denn andere Reaktionen auf den Beschluss – vielleicht schon in den Gesprächen beim Katholikentag in Erfurt?
Gärtner: Ich habe nichts wahrgenommen. Für mich war der Beschluss in erster Linie auch nur ein Ausdruck dafür, dass wir uns gewünscht hätten, dass solche Entscheidungen wie im Fall Viola Kohlberger auf Seiten der Bischöfe besser vorbereitet und kommuniziert werden sollten. Wenn man in der Satzung eine Genehmigung durch die Bischofskonferenz vorsieht, dann gibt es prinzipiell auch die Möglichkeit, dass Bischöfe die Kandidatin oder den Kandidaten ablehnen. Aber das müsste dann besser kommuniziert werden. Oder aber eine Person, bei der die Bischöfe nicht uneingeschränkt zustimmen können, sollte erst gar nicht in das Verfahren reinkommen. Das Problem ist eher, dass die jetzigen Verfahren intransparent sind und dass die Art und Weise, wie das alles gelaufen ist, gelinde gesagt unglücklich war.
Frage: Was hat das denn mit dem Synodalen Ausschuss zu tun? Das ist ja eigentlich eine Personalentscheidung, die vor allem die DPSG betrifft …
Gärtner: Das ist richtig. Die Art und Weise hat aber bei vielen im ZdK die Frage aufgeworfen, inwieweit wir den Bischöfen als Gegenüber vertrauen können. Synodalität sieht anders aus, das war die verbreitete Stimmung beim ZdK. Wenn es um solche Verfahren geht, müsste viel mehr offene Kommunikation auch schon im Vorfeld laufen – und nicht erst, wenn der Karren in den Dreck gefahren ist und alle erschüttert dastehen und sich fragen: Wie konnte das passieren? Mit dem Synodalen Ausschuss an sich hat das aber nichts zu tun. Da muss die Arbeit jetzt weitergehen und es ist gut, dass sie weitergeht.
Frage: Auf der Tagesordnung steht auch eine Aussprache. Glauben Sie, dass es dabei zu einem Konflikt zwischen Laien und Bischöfen kommen wird?
Gärtner: Ich glaube nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass die meisten Delegierten daran interessiert sind, dass wir wirklich ins Arbeiten kommen. Viel wichtiger auf dem schwierigen Weg, den wir bis jetzt schon gegangen sind, ist es, die Arbeitsgruppen zu besetzen und die Hausaufgaben aus den Synodalversammlungen zu erledigen.
Frage: Sie haben das Stichwort offene Kommunikation genannt. Die Debatten werden beim Synodalen Ausschuss – anders als noch beim Synodalen Weg – nicht mehr live gestreamt. Trägt das auch dazu bei, dass man offener und freier miteinander kommunizieren kann?
Gärtner: Ja, natürlich. Ich denke, das ist auch etwas, das wir aus dem Synodalen Weg gelernt haben. Einerseits waren diese Übertragungen natürlich gut und haben es sehr transparent gemacht und wurden auch von vielen Leuten genutzt. Aber es braucht auch einen Raum, in dem nicht jedes Wort sofort weltweit übertragen wird. Ich finde es deswegen gut, dass es jetzt prinzipiell öffentlich ist, aber nicht mehr live übertragen wird.
Frage: Was erwarten Sie denn grundsätzlich von den Beratungen in Mainz?
Gärtner: Wichtig ist, dass es jetzt weitergeht und dass wir einfach ans Arbeiten kommen. Bisher gab es nur die Debatte um Satzung und Geschäftsordnung. Jetzt sollte es wieder um die Inhalte gehen.
Frage: In Mainz nicht mit dabei ist ihr Diözesanbischof Gregor Maria Hanke. Er gehört zu den vier Bischöfen, die ihre Mitarbeit in dem Gremium abgesagt haben. Tauschen Sie sich über das aus, was beim Synodalen Ausschuss beraten wird?
Gärtner: Ja, mit Sicherheit. Ich werde ihm auch im Anschluss wieder berichten. Wir haben zufällig in der kommenden Woche ein Gespräch und ich werde ihm da sicher erzählen, was beim Synodalen Ausschuss besprochen wurde. Wir haben bewusst aus diesen vier Diözesen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Diözesanrat als Gast zum Ausschuss eingeladen, damit die vier Bistümer wenigstens auf diesem Weg mitbekommen, was beim Synodalen Ausschuss behandelt wird.
Frage: Ist Bischof Hanke denn auch selbst daran interessiert, was beim Synodalen Ausschuss besprochen wird?
Gärtner: Ich habe den Eindruck, dass er das schon wissen will. Er möchte ja abwarten, was beim weltweiten synodalen Prozess läuft. Ich denke schon, dass das zwei Entwicklungen sind, die nicht gegenläufig sind, sondern durchaus etwas miteinander zu tun haben. Aber hier behandeln wir natürlich die spezifisch deutschen Probleme.
Frage: Wie sieht das bei Ihnen im Bistum an der Basis aus? Interessieren sich die Menschen dafür, was der Synodale Ausschuss ist und was dort besprochen wird?
Gärtner: Das ist sicher etwas, das man vermitteln muss. Im Moment ist der Prozess sehr abgehoben. Das versuche ich auch immer wieder in Gesprächen deutlich zu machen. Es gibt Gruppen, die sind sehr stark daran interessiert. Aber die meisten nehmen das eher am Rande über die Berichterstattung wahr, weil sie das Gefühl haben, dass es für ihr konkretes Engagement in den Pfarreien nicht so relevant ist.
Frage: Wie lässt sich das ändern?
Gärtner: Wir müssen den Synodalen Ausschuss und auch den weltweiten synodalen Prozess viel stärker an der Basis vermitteln. Es wird vermutlich dann interessant, wenn konkrete Ergebnisse dastehen und die Menschen das Gefühl haben, dass wirklich etwas vorangeht. Ob es dann noch interessant ist für die Leute, die sich noch engagieren und denen die Kirche noch etwas bedeutet, wird sich zeigen.
Frage: Der Synodale Ausschuss selbst soll nur ein Zwischenschritt sein. Bis 2026 soll es einen Synodalen Rat geben. Der Vatikan hat mehrfach deutlich gemacht, dass dieser Synodale Rat nicht mit dem Kirchenrecht vereinbar ist. Wie hoffnungsvoll sind Sie, dass Ihre jahrelangen Diskussionen also überhaupt ein produktives Ende nehmen können?
Gärtner: Wenn ich keine Hoffnung hätte, wäre ich schon nicht mehr dabei. Wir sind in einem Prozess, wo sich in der Kirche ziemlich viel tut – nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit. Und ich würde mal abwarten, ob das, was momentan Stand der Debatte mit dem Vatikan ist, auch 2026 Stand der Debatte ist. Momentan ist der Synodale Rat ja nicht mehr als ein Schlagwort. Wie das konkret aussehen wird, das muss erst noch entwickelt werden. Und dann kommt es natürlich auch darauf an, das mit dem Vatikan zu besprechen. Da gab es jetzt schon Gespräche mit Bischöfen. Ich denke, das wird in den nächsten zwei Jahren so weitergehen – hoffentlich dann auch mit der Laienseite. Und ich denke, dass der Fortschritt am Ende auch sichtbar sein wird.